Interview mit dem Teamchef von Lotto - Kern Haus

Monreal: “Bei den Neuzugängen eine sehr gute Auswahl getroffen“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Monreal: “Bei den Neuzugängen eine sehr gute Auswahl getroffen“"
Florian Monreal (Lotto - Kern Haus) | Foto: Cor Vos

02.02.2023  |  (rsn) – Wie fällt die Bilanz 2022 aus, was hat sich im Winter im Team geändert und was ist für die neue Saison geplant? Auch in diesem Jahr hat sich radsport-news.com bei den mittlerweile neun deutschen Kontinental-Mannschaften umgehört. Im dritten Teil beantwortet Florian Monreal, Teamchef von Lotto – Kern Haus, unsere Fragen.

Wie fällt Ihre Bilanz der Saison 2022 aus?
Florian Monreal: Es war wieder eine rundum super Saison. Wir haben erneut bewiesen, dass wir europaweit zu den besten U23-Teams zählen. Wir sind tolle Rennen gefahren, darunter der U23-Giro, bei dem wir sieben Mal in den Top Ten landeten. Klar wäre ein Etappensieg dort etwas Schönes gewesen, wir waren auf der 1. Etappe durch Leslie Lührs nahe dran und auch auf der 4. Etappe, als Pierre-Pascal Keup den Sprint der Verfolger um Rang sechs gewinnt. Dazu haben wir durch Pierre-Pascal auch unser erstes U23-Rennen in Italien gewonnen. Außerdem hatten wir einen überragenden Auftritt bei der Deutschland Tour. Die ganze Mannschaft hat extrem performed und Jakob Geßner hat als Lohn das Bergtrikot gewonnen. Und schließlich hat man bei den letzten beiden Bundesliga-Rennen gesehen, wie wir fahren können, wenn wir mit Bestbesetzung am Start stehen. Leider haben Jan Hugger am Ende ein paar Pünktchen zum Gesamtsieg gefehlt.

Seit dieser Saison sind Sie Development-Kooperationspartner von Bora – hansgrohe. Was hat sich dadurch im Winter geändert?
Monreal: Es hat sich eine intensivere Kommunikation mit Bora – hansgrohe entwickelt durch die Fahrer (Romet Pajur und Mathieu Kockelmann von von Auto Eder, dem U19-Team von Bora – hansgrohe, d. Red.), die wir bekommen haben. Da findet ein enger Austausch statt, auch was etwa die Rennpläne anbelangt. Es gibt Zwischenstand-Calls, in denen thematisiert wird, was die beiden verbessern können. Man muss aber auch sagen, dass sich jetzt für uns nichts Gravierendes geändert hat. Wir geben Infos weiter, Bora – hansgrohe gibt uns Input…das läuft soweit gut.

Helmut Dollinger, einer der Sportlichen Leiter von Bora – hansgrohe, wird sich um Pajur und Kockelmann kümmern. Schaut er auch auf die anderen Fahrer von Lotto – Kern Haus?
Monreal: Heli Dollinger ist als Coach für Romet und Mathieu unser direktes Bindeglied zu Bora – hansgrohe. Nichtsdestotrotz haben wir aber auch mit Dan Lorang, dem Head of Performance bei Bora – hansgrohe, zu tun. Heli wiederum schaut auch mit auf unsere anderen Fahrer. Er ist auch im zehntägigen Teamtrainingslager Mitte Februar am Gardasee mit dabei. Da wertet er auch die Tests aller Fahrer aus. Er deckt bei uns ein breites Spektrum ab.

Wie sind Ihre ersten Eindrücke von Pajur und Kockelmann?
Monreal: Beide sind super professionell. Sie leben beide schon wie Vollprofis. Romet etwa war fast ein Dreiviertel des Winters im Süden und hat dort bei besten Bedingungen trainiert. Aber das gilt auch für die meisten unserer Fahrer. Sie waren schon mindestens zwei Mal in diesem Winter in südlichen Gefilden, um dort zu trainieren. Das müssen die Jungs auch mit Blick auf unseren Rennkalender und der Fülle an U23-Fahrern im Team, die alle den Sprung zu den Profis schaffen wollen. Es gilt schon frühzeitig ordentlich Kilometer zu sammeln. Klar sind wir gespannt, wie es passt, wie Romet und Mathieu einschlagen werden. Natürlich ist es noch mal ein Sprung von den Junioren in den U23-/Elitebereich, aber ich denke, dass sie den Sprung sehr schnell schaffen werden.
Man hat es ja auch im letzten Jahr mit den FDJ-Fahrern um Romain Gregoire gesehen, wie sie in ihrem ersten U23-Jahr sich sehr schnell zurecht gefunden haben. Ich denke, das wird bei unseren Fahrern auch sehr schnell kommen. Sie werden uns bereichern und unser Niveau anheben. Wir haben insgesamt eine sehr starke Mannschaft und bei den Neuzugängen eine sehr gute Auswahl getroffen. Mit Ben Jochum als Weltmeister in der Mannschaftsverfolgung, dazu Fabian Wünstel, der Vizeeuropameister im Mixed-Relay geworden ist, haben wir vier absolute Wunschkandidaten verpflichtet.

Wie sind Sie auf Jochum und Wünstel aufmerksam geworden?
Monreal: Wir schauen uns seit 2019 die Junioren sehr intensiv an, und fangen damit schon früh im Jahr an. Wir haben erfahrene Leute, die ein Auge drauf werfen. Die beiden haben auch frühzeitig zugesagt. So ist der Kader relativ schnell komplett geworden. Wir versuchen immer nach der Deutschland Tour, spätestens zur Teamzeitfahr-DM den Kader komplett zu haben.

Welchem Fahrer aus Ihrer zweiten Reihe trauen Sie 2023 einen deutlichen Leistungssprung zu?
Monreal: Eine wirkliche zweite Reihe sehe ich bei uns im Team nicht. Alle Jungs haben über den Winter noch mal eine ordentliche Schippe draufgelegt in der Vorbereitung. Ich denke aber, dass Luca Dreßler nach seinem Verletzungspech im letzten Jahr alle Stürze "abgearbeitet" hat und an den Saisonstart vom letzten Jahr anknüpfen kann.

Nach 2019 ging Jonas Rutsch in die WorldTour, nach 2021 war es Kim Heiduk. Wer setzt Ende 2023 diese Serie im Team fort?
Monreal: Man wird es sehen. Es habe da zwei, drei, vier Fahrer im Auge, die ihr Potential in den letzten zwei Jahren gezeigt haben und die den Sprung schaffen könnten. Klar, die zwei Nachwuchsfahrer von Auto Eder / Bora – hansgrohe wollen auch ihr Potential ausspielen, so dass wir fast eine Handvoll an Fahrern haben, die dieses Jahr den Sprung schaffen können. Ich will jetzt aber keinem zu sehr den Druck aufbürden und hier Namen nennen. Aber ich denke, dass wir am Ende des Jahres den einen oder anderen in die WorldTour aufsteigen sehen.

Wo wird Lotto - Kern Haus die Saison 2023 beginnen?
Monreal: Wie in der Vergangenheit auch steigt ein Teil des Teams auf Rhodos ein. Auftakt wird die Aegean-Tour sein, wo im letzten Jahr Luca Dreßler den Auftakt gewann und Gesamtzweiter wurde. Dann kommen der GP Rhodes und die Tour of Rhodes und schließlich der Bundesliga-Auftakt in Schweigen. Unsere Sprintertruppe wird in den Niederlanden beim Ster van Zwolle starten, dann geht es zum Dorpenomloop, zur Youngster Coast Challenge und schließlich zur Olympia`s Tour und Gent-Wevelgem U23. Gent-Wevelgem ist eine absolute Top-Einladung. Das Rennen gehört in diesem Jahr erstmals nicht zum Nationscup. Wir sind sehr froh, dass wir da direkt eine Einladung bekommen haben und wollen auch erfolgreich sein.

Welche sportlichen Ziele haben Sie 2023 mit Ihrem Team?
Monreal: In Deutschland zählt ja irgendwie nur höher, schneller, weiter. Wir wollen gerne wie jedes Jahr UCI-Rennen gewinnen. Im letzten Jahr haben wir zwei gewonnen, im Jahr davor sogar fünf. Da wollen wir auch wieder hin und versuchen, den einen oder Sieg sogar noch obendrauf zu packen. Wir haben auch noch eine kleine Rechnung in der Rad-Bundesliga offen. Da wollen wir wieder ganz oben auf dem Podest stehen. Wobei wir natürlich auch schauen müssen, wie sich das mit unserem internationalen Rennkalender vereinbaren lässt, gerade am Anfang gibt es da Überschneidungen.
Außerdem sind alle deutschen UCI-Rennen für uns absolute Highlights, bei denen wir uns sehr gut präsentieren wollen. Falls der U23-Giro stattfinden sollte, dann würden wir dort gerne einen Etappensieg einfahren. Generell ist für uns aber jedes Rennen wichtig, wir versuchen immer zu gewinnen. Dafür stehen die Jungs am Start und wir freuen uns, dass die Saison jetzt bald losgeht.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.05.2024Heidemann fällt mit Ellenbogenbruch für unbestimmte Zeit aus

(rsn) – Ein schwerer Sturz bei der Famenne Classic (1.1) Ende April in Belgien hat den Höhenflug von Miguel Heidemann (Felt – Felbermayr) gestoppt. Der Darmstädter, der bei allen vier Rundfahrt

10.05.2024Fleche du Sud: Vorarlberg und Hrinkow bergauf bärenstark

(rsn) - Auch wenn auf der Königsetappe des Fleche du Sud (2.2) mit der 3,4 Kilometer langen und im Schnitt 7,2 Prozent steilen Bergankunft in Bourscheid kein Kraut gegen den Solosieger Pim Ronhaar (

09.05.2024Flèche du Sud: Etappenplatzierung kostet Teutenberg Führung

(rsn) - Einen Tag nach seinem Auftaktsieg beim Flèche du Sud (2.2) musste Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) seine Gesamtführung wieder abgeben. Da es bei der fünftägigen Rundfahrt d

09.05.2024Nächster Sieg: De Lie zeigt auch beim Circuit de Wallonie auf

(rsn) - Die deutschen und österreichischen Kontinental-Teams haben sich beim hochkarätig besetzten Circuit de Wallonie (1.1) achtbar aus der Affäre gezogen. Beim Sieg des Belgiers Arnaud De Lie (Lo

08.05.2024Teutenberg siegt als Anfahrer und holt drei Wertungstrikots

(rsn) - Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) stürmt in diesem Jahr von Sieg zu Sieg. Der 21-Jährige setzte sich am Mittwochabend zum Auftakt des Fleche du Sud (2.2) in Luxemburg im Sprin

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

04.05.2024Bénin: Zeitbonifikation kostet Bike Aid den Gesamtsieg

(rsn) - Große Enttäuschung beim Team Bike Aid zum Finale der Tour du Bénin (2.2). Der marokkanische Nationalfahrer Achraf Ed Doghmy gewann die 154 Kilometer lange Schlussetappe nach Cotonou im Spr

03.05.2024Bénin: Lührs verpasst um Millimeter seinen ersten Saisonsieg

(rsn) – Auf der 4. Etappe der Tour du Bénin (2.2) hat das Team Bike Aid erneut einen Tagessieg knapp verpasst, konnte sich aber zumindest über die Verteidigung des Gelben Trikots von Yoel Habteab

02.05.2024Im dritten Anlauf klappt es für Bike Aid mit dem Gelben Trikot

(rsn) – Im dritten Anlauf hat es für Yoel Habteab (Bike Aid) mit dem Gelben Trikot bei der Tour du Bénin geklappt. Nachdem ihm die Jury an den ersten beiden Tagen das Führungstrikot jeweils nach

02.05.2024Bénin: Jury nimmt Bike Aid das Gelbe Trikot wieder weg

(rsn) – Erneuter Tiefschlag für das Team Bike Aid bei der Tour du Bénin (2.2). Nachdem Yoel Habteab zum Auftakt seinen Etappensieg aberkannt bekommen hatte, weil er und seine Gruppe den Motorräd

01.05.2024Deutsche Talente verpassen es, sich in Szene zu setzen

(rsn) - Für die deutschen Fahrer und Teams gab es bei der U23-Variante von Eschborn - Frankfurt (1.2u) nichts zu holen. Nach 129 Kilometern und zwei Feldberg-Überquerungen machte eine international

01.05.2024Bénin: Bike Aid holt sich mit einem Tag Verspätung Gelb

(rsn) - Nachdem Bike-Aid-Fahrer Yoel Habteab zum Auftakt der Tour du Bénin (2.2) das Gelbe Trikot noch verwehrt blieb, weil ihm der Etappensieg genommen und er hinter Azzedine Lagab auf Platz zwei z

Weitere Radsportnachrichten

11.05.2024Großschartner: “Der Etappensieg war eigentlich nicht unser Ziel“

(rsn) – Das Finale der 8. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) ging Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) eher gemächlich an. Statt einer frühen Attacke verließ sich der Slowene auf seine SprintqualitÃ

11.05.2024Pogacar holt Etappensieg Nr. 3 diesmal im Sprint am Berg

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat einen Tag nach seinem zweiten Etappensieg beim 107. Giro d’Italia gleich den dritten nachgelegt. Auf der 8. Etappe von Spoleto zur Bergankunft von Pra

11.05.2024Nys lässt Hirschi und Co. im Bergaufsprint keine Chance

(rsn) – Thibau Nys (Lidl – Trek) hat bei der Ungarn-Rundfahrt seinen zweiten Etappensieg in Folge gefeiert. 24 Stunden nachdem der 21-jährige Belgier an der Bergankunft von Gyöngyös-Kékestö d

11.05.2024Amador bei schwerem Trainingsunfall mit Glück im Unglück

(rsn) – Andrey Amador (EF Education – EasyPost) ist bei einem schweren Trainingsunfall vor den Toren von Barcelona am Donnerstag den Umständen entsprechend glimpflich davongekommen. Der Costa Ric

11.05.2024Heidemann fällt mit Ellenbogenbruch für unbestimmte Zeit aus

(rsn) – Ein schwerer Sturz bei der Famenne Classic (1.1) Ende April in Belgien hat den Höhenflug von Miguel Heidemann (Felt – Felbermayr) gestoppt. Der Darmstädter, der bei allen vier Rundfahrt

11.05.2024Bredewold verteidigt Gelb mit Stil und holt zweiten Itzulia-Sieg

(rsn) – Mischa Bredewold (SD Worx – Protime) hat ihr auf der 1. Etappe erobertes Führungstrikot am zweiten Tag der Itzulia Women (2.WWT) nicht nur verteidigt, sondern sich nach 104 Kilometern vor

11.05.2024Laporte gibt den Giro d´Italia vor 8. Etappe auf

(rsn) – Christophe Laporte (Visma – Lease a Bike) wird am Samstag nicht mehr zur 8. Etappe des Giro d´Italia antreten. Wie sein niederländisches Team mitteilte, hat sich der Franzose nach seinem

11.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 8. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

10.05.2024Fällt der Stelvio beim Giro dem Schnee zum Opfer?

(rsn) – Die Überfahrt über das Stilfser Joch zu Beginn der 16. Etappe des Giro d´Italia am 21. Mai wackelt gewaltig. Das legt die italienische Nachrichtenagentur ANSA nahe, derzufolge es die aktu

10.05.2024Kette bremste O´Connor im Kampf gegen die Uhr aus

(rsn) – Platz elf im ersten Einzelzeitfahren des 107. Giro d´Italia: Auf dem Papier sah das für Kletterspezialist Ben O´Connor (Decathlon – AG2R) am Freitag zwischen Foligno und Perugia gar nic

10.05.2024Richtungsweisende Bergankunft im Apennin

(rsn / ProCycling) – In den vergangenen sieben Tagen blieb das Klettern, abgesehen von der 2. Etappe nach Oropa, bei jeder Etappe auf weniger als 2.000 Höhenmeter beschränkt. Am zweiten Samstag wi

10.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour de Hongrie (2.Pro, HUN)