Giro-Etappensieg und Rosa Trikot

Masnada und Conti jubeln am Tag der Italiener

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Valerio Conti (UAE Team Emirates) feiert sein Rosa Trikot. | Foto: Cor Vos PRÃœFEN

16.05.2019  |  (rsn) - Nachdem es an den ersten fünf Tagen nicht mit einem italienischen Sieg klappte, hatten die Tifosi am Ende der 6. Giro-Etappe gleich doppelten Grund zur Freude. Nach 238 Kilometern von Cassino nach San Giovanni Rotondo feierte Fausto Masnada (Androni - Sidermec) als Ausreißer den bisher größten Erfolg seiner Karriere und sicherte seinem zweitklassigen Team den ersten Tagessieg bei einer Italien-Rundfahrt seit 2012. Der 25-Jährige setzte sich praktisch kampflos gegen seinen Landsmann Valerio Conti (UAE Team Emirates) durch, der fünf Sekunden hinter Masnada ins Ziel kam und sich kurz darauf als neuer Träger des Rosa Trikots bejubeln lassen durfte.

“Ich bin unglaublich glücklich. Wir haben alles probiert, damit jemand von uns in der Gruppe ist. Ich fühlte mich gut und wusste, dass es irgendwann mal klappen würde. Wir hatten heute eine große Chance mit der Gruppe, und die wollten wir wahrnehmen“, sagte der Etappengewinner, der bereits im April mit zwei Tageserfolgen bei der Tour of the Alps Giro-Form bewiesen hatte und der im letzten Anstieg des Tages knapp 30 Kilometer vor dem Ziel aus der 13-köpfigen Ausreißergruppe heraus die vorentscheidende Attacke gewagt hatte. Nur Conti konnte ihm folgen. Letztlich teilten sich die beiden Italiener die Lorbeeren auf: Masnada holte sich den Tagessieg, Conti das Rosa Trikot

“Das ist ein Traum, der für mich wahrgeworden ist. Vor dem Giro habe ich daran gedacht, dass es die Möglichkeit gibt, Rosa zu erobern. Ich wusste, ich kann es auf so einer Etappe vielleicht holen. Heute war einfach vieles möglich. Ich schaffte es in die Gruppe und hatte gute Beine bis zum Schluss“, strahlte der 26-jährige Conti, der bereits auf der 4. Etappe als Helfer von Diego Ulissi seine starke Form bewiesen hatte. “Jede Etappe ist sehr schwer, wir müssen nun von vorne fahren und alles geben, um das Trikot so lange wie möglich zu verteidigen“, kündigte er an.

Roglic gibt Rosa kampflos ab

Die Favoriten ließen es auf der zweitlängsten Etappe des 102. Giro d'Italia vergleichsweise gemächlich angehen. Primoz Roglic, der sich bei einem Massensturz in der frühen Phase des Rennens Hautabschürfungen am Gesäß zuzog, ließ seine Mannschaft ein kontrolliertes Tempo einschlagen, so dass der Slowene nach fünf Tagen im Maglia Rosa die Gesamtführung los wurde, nachdem das Feld 7:18 Minuten hinter dem Spitzenduo ins Ziel gekommen war.

"Die Ausreißer waren heute sehr stark. Wir haben das Rennen kontrolliert, aber wir wollten auch nicht zu viel Kraft investieren, um die Spitzengruppe zurückzuholen", zeigte sich Roglic im Ziel nicht allzu enttäuscht. Schließlich bietet sich ihm im Zeitfahren am Sonntag die Möglichkeit, das Rosa Trikot zurückzuerobern.

Als Elfter der Gesamtwertung hat er als nach wie vor bestplatzierter der Favoriten nun 5:24 Minuten Rückstand gegenüber dem neuen Spitzenreiter, dessen Vorsprung auf den zweitplatzierten Giovanni Carboni (Bardiani - CSF) 1:41 Minuten beträgt. Der 23-jährige Italiener musste sich zwar im Sprint der ersten Verfolgergruppe den beiden Spaniern José Joaquin Rojas (Movistar) und Ruben Plaza (Israel Cycling Academy) geschlagen geben, konnte sich aber über das Weiße Trikot des besten Jungprofis freuen, das er Miguel Angel Lopez (Astana) abnahm. Neuer Gesamtdritter ist der Belgier Nans Peters (AG2R La Mondiale / +2:09), der ebenfalls in der Ausreißergruppe mitmischte.

Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) führt weiter die Punktewertung an, Giulio Ciccone (Trek - Segafredo) bleibt in der Bergwertung vorn. Movistar verdrängte Bora -hansgrohe von der Spitze der Teamwertung.

So lief das Rennen:
Auf der zweitlängsten Etappe dieser Italien-Rundfahrt sorgte zunächst ein Sturz für die meiste Aufregung, bei dem unter anderem Roglic, Ackermann, Majka, Ilnur Zakarin (Katusha - Alpecin) und Mikel Landa (Movistar) involviert waren. Kurz nachdem die gestürzten Fahrer wieder zurück ins Feld gefunden hatten - Roglic mit aufgerissener Hose und blutiger Pobacke - bildete sich etwa bei Rennkilometer 50 die Gruppe des Tages, die zunächst aus sieben und schließlich aus 13 Fahrer bestand: José Rojas, Andrey Amador (beide Movistar), Nans Peters (AG2R La Mondiale), Pieter Serry (Deceuninck -Quick-Step), Ruben Plaza (Israel Cycling Academy), Nicola Bagioli (Nippo Fantini - Faizanè), Valerio Conti (UAE Team Emirates), Fausto Masnada (Androni - Sidermec), Giovanni Carboni (Bardiani - CSF), Valentin Madouas (Groupama - FDJ), Sam Oomen (Sunweb), Nicola Conci (Trek - Segafredo) sowie Amaro Antunes (CCC Team).

In der Folge bauten die Ausreißer ihren Vorsprung bis auf 6:20 Minuten aus, womit Conti, der im Gesamtklassement bestplatzierte (+1:59) der Gruppe, virtuell im Rosa Trikot unterwegs war. Mit dem ärztlich versorgten Roglic im Schlepptau erhielt Jumbo - Visma unter bewölktem Himmel, aber auf trockenen Straßen, bei der Verfolgung der Ausreißer keine Unterstützung durch andere Mannschaften, wohl auch deshalb, weil die meisten Sprinterteams in der Spitzengruppe vertreten waren.

In der 30 Kilometer langen und monotonen Anfahrt zum Anstieg zur Coppa Casarinelle (2. Kat.) reduzierten Roglics Helfer den Rückstand nur unwesentlich auf rund fünf Minuten. Offensichtlich gab sich Jumbo - Visma damit zufrieden, die Situation zu kontrollieren und die Mannschaften der weiteren Klassementfahrer zeigten ebenfalls kein Interesse daran, die Ausreißer wieder einzufangen. Bereits im unteren Teil des 15 Kilometer langen und 4,4 Prozent steilen Anstiegs sprengte Masnada mit einem entschlossenen Antritt die Spitzengruppe.

Dem Italiener konnte 29 Kilometer vor dem Ziel nur Conti folgen. Hinter dem in der Folge uneinigen Spitzenduo, in dem fast ausschließlich Masnada für die Tempoarbeit sorgte, bildeten Plaza, Rojas und Carboni ein Verfolgertrio, das 35 Sekunden nach Masnada, der am Gipfel 18 Punkte sicherte, die Bergwertung erreichte. Conti, der sich konsequent am Hinterrad seines Begleiters hielt, hatte kurz davor eine heikle Situation zu meistern, als ihm ein kleiner Hund vor das Rad lief. Das von Paul Martens angeführte Feld kam mit mehr als siebeneinhalb Minuten Rückstand zum Bergpreis. Conti holte sich zwölf Kilometer später den zweiten Zwischensprint - nachdem Rojas den ersten gewonnen hatte - und damit drei Bonussekunden.

Erst auf den letzten Kilometern beteiligte sich auch der Teamkollege von Fernando Gaviria an der Tempoarbeit, so dass die beiden Ausreißer ihren Vorsprung von rund einer halben Minute bis ins Ziel behaupteten, wo sich Masnada ohne Gegenwehr durch Conti den größten Sieg seiner Karriere sicherte. Der konnte sich über das Rosa Trikot und einen komfortablen Vorsprung gegenüber den Favoriten um Roglic freuen.

Knapp 40 Sekunden hinter dem Spitzenduo blieb Rojas, der auf den letzten Kilometern vergeblich immer wieder für Tempo in seiner Gruppe gesorgt hatte, nicht mehr, als sich im Sprint den undankbaren dritten Platz vor dem 39-jährigen Plaza und dem 16 Jahre jüngeren Carboni zu sichern.

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