Solosieg in Mende, Thomas weiter Tour-Führender

Fraile feiert einen Sieg, von dem er lange geträumt hat

Von Eric Gutglück

Foto zu dem Text "Fraile feiert einen Sieg, von dem er lange geträumt hat"
Omar Fraile (Astana) feiert den Etappensieg in Mende. | Foto: Cor Vos

21.07.2018  |  (rsn) – Manchmal werden Träume wahr: Auf der 14. Etappe der 105. Tour de France war das für Omar Fraile (Astana) der Fall. Der Spanier setzte sich nach 188 Kilometern von Saint-Paul-Trois-Châteaux zum Flugplatz von Mende als Solist mit jeweils sechs Sekunden vor dem Träger des Bergtrikots, Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors), und dem im Etappenfinale lange führenden Jasper Stuyven (Trek-Segafredo) durch. Weltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe) wurde mit zwölf Sekunden Rückstand Vierter, Simon Geschke (Sunweb) kam als Sechster mit 19 Sekunden Rückstand ins Ziel.

Das Spitzentrio war Teil einer 32-köpfigen Ausreißergruppe, die die Etappe bestimmt hatte und vom Hauptfeld schon vor dem Ardèche-Tal Ausgang erhielt. Genau 18 Minuten nach dem Sieger kam Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo) als erster der Favoriten ins Ziel. Der Slowene hatte sich an der drei Kilometer langen und 10,2 Prozent steilen Cote de Croix Neuve abgesetzt. Acht Sekunden später führte Chris Froome (Sky) ein Trio mit seinem Kollegen und Mann in Gelb, Geraint Thomas, sowie Tom Dumoulin (Sunweb) ins Ziel. Mit weiteren zehn Sekunden Abstand kam Nairo Quintana (Movistar) in Mende an, Romain Bardet (AG2R) verlor hingegen 22 Sekunden auf Roglic.

Der Etappensieger Fraile zeigte sich mit seinem Ergebnis sehr glücklich: "Wahnsinn, ich habe von diesem Sieg schon so lange geträumt. Wir haben als Mannschaft sehr hart dafür gearbeitet und am Ende nun diesen unglaublichen Erfolg geholt. Wir hatten Gegenwind am letzten Kilometer, das machte es schwierig. Ich habe versucht genau dort anzugreifen und hatte die Beine. Definitiv ist das der schönste Sieg in meiner Karriere bislang", so der 28-Jährige, der im Vorjahr bereits eine Etappe beim Giro d’Italia sowie 2015 und 2016 die Bergwertung der Spanien-Rundfahrt gewonnen hatte.

Der Baske hatte rund 700 Meter vor dem Gipfel den bis dato führenden Stuyven ein- und überholt, der nach einer Attacke rund 55 Kilometer vor dem Ziel zunächst mit Gorka Izagirre (Bahrain-Merida) und Tom-Jelte Slagter (Dimension Data) unterwegs war und diese schließlich etwa 35 Kilometer vor Schluss stehen ließ. In der Folge fuhr sich der Teamkollege von John Degenkolb bis zu 1:50 Minuten an Vorsprung auf die 23 Verfolger heraus, doch der Vorsprung reichte nicht, um das Flugfeld in Mende als Sieger zu erreichen.

"Ich spüre natürlich die Enttäuschung. Die Attacke habe ich für den Tagessieg gestartet und nicht, um nur im Fernsehen zu sein. Der letzte Anstieg hatte extreme, steile Stellen. Für mich und meine 80 Kilogramm ist das hart. Ich wusste, dass es schwer wird aber ich kann mir nichts vorwerfen, denn ich habe es zumindest probiert", erläuterte der Belgier seine mutige Taktik.

So lief die Etappe:

Bei zunächst starken Windverhältnissen zerfiel das Feld der 152 verbliebenen Radprofis rasch in vier Gruppen, ehe sich mit Daniel Martinez, Pierre Rolland (beide EF-Drapac), Geschke (Sunweb), Izagirre, Kristjian Koren (beide Bahrain-Merida), Michael Hepburn, Daryl Impey (beide Mitchelton-Scott), Andrey Amador (Movistar), Damiano Caruso, Stefan Küng, Greg Van Avermaet (alle BMC), Alaphilippe, Philippe Gilbert, Yves Lampaert (alle Quick Step), Peter Sagan, Maciej Bodnar (beide Bora-Hansgrohe), Fraile (Astana), Slagter, Julien Vermote (beide Dimension Data), Thomas De Gendt (Lotto-Soudal), Lilian Calmejane, Jérôme Cousin, Thomas Boudat, Sylvain Chavanel, Damien Gaudin (alle Direct Energie), Michael Gogl, Stuyven (beide Trek-Segafredo), Christophe Laporte, Nicolas Edet, Anthony Perez, Anthony Turgis (alle Cofidis) und Thomas Degand (Wanty-Groupe Gobert) eine 32-köpfige Spitze lösen konnte.

Da Caruso mit fast 40 Minuten Rückstand keine Gefahr für das Gelbe Trikot von Geraint Thomas darstellte, ließ Sky die Gruppe gewähren, so dass kurz vor dem Ziel in Mende ein Maximalabstand von rund 21 Minuten vermeldet wurde. An der Spitze sammelte Alaphilippe fleißig Bergpunkte und baute seinen Vorsprung gegenüber dem zweitplatzierten Warren Barguil auf nunmehr 20 Zähler aus.

Im Aufstieg zum Col de la Croix de Berthel (2. Kat.) attackierte Izagirre 63 Kilometer vor dem Ende aus der Spitzengruppe heraus und erhielt in der Abfahrt Begleitung durch Slagter sowie Stuyven. Doch das Trio harmonierte nicht, weshalb Stuyven das Unternehmen bald allein fortsetzte. Der Trek-Profi wurde, wie bereits geschildert, in der Schlussrampe gestellt und musste sich am belgischen Nationalfeiertag mit dem dritten Rang begnügen.

Als die Ausreißer schon im Ziel waren, entbrannte im Hauptfeld der Kampf der Klassementfahrer an der Schlusssteigung. Einzig Daniel Martin (UAE) verlor früh den Kontakt zum Gelben Trikot aufgrund eines Defektes. Den Anschluss an die Topfahrer konnte er nicht mehr wiederherstellen. Unter dem Tempo von AG2R in Gestalt von Mathias Frank und Pierre-Roger Latour dünnte sich das Feld rasch aus, ehe Mikel Landa (Movistar) eine erste Tempoverschärfung platzierte. Doch der Baske kam nicht entscheidend weg, wohingegen der Konter von Roglic deutlich effektiver war. Der Slowene legte Meter um Meter zwischen sich und die Verfolger, bei denen Landa, Bardet und Valverde dem Tempo nicht folgen konnten.

Auch Froome und Dumoulin mussten kurz eine Lücke aufgehen lassen, bissen sich aber an Nairo Quintana und Geraint Thomas fest. Der Niederländer setzte anschließend einen Konter, dem nur das Sky-Duo folgen konnte. Zwar schloss das Trio nicht mehr zu Roglic auf, doch gemeinsam machten sie wichtige Sekunden auf die hinter ihnen fahrenden Verfolger gut.

Vor der 15. Etappe führt Thomas weiterhin mit 1:39 Minuten vor Froome und 1:50 Minuten vor Dumoulin. Roglic hat als Vierter 2:38 Minuten Rückstand, dahinter folgen Bardet (+3:21), Landa (3:42), Kruijswijk (LottoNL-Jumbo)/3:57), Quintana (+4:23) sowie die platztauschenden Jakob Fuglsang (Astana/+6:14) und Daniel Martin (+6:54).

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.07.2022Ausgerechnet in Roubaix platzte Degenkolbs Tour-Knoten

(rsn) – Vor vier Jahren mussten die Starter der Tour de France letztmals Kopfsteinpflaster-Passagen unter die Räder nehmen. Am . Juli 2018 holte sich Degenkolb in Roubaix nach 156,6 Kilometern inkl

25.07.2020Video-Rückblick: Horror-Sturz endet für Gilbert glimpflich

(rsn) - Auf der 16. Etappe der Tour de France mussten die Zuschauer das Schlimmste für Philipp Gilbert befürchten. In der Abfahrt vom Portet d´Aspet versteuerte der Belgier sich und flog kopfüber

12.11.2018Alpe d´Huez-Sturz: Nibali drei Stunden von Polizei befragt

(rsn) – Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) ist am Samstag in Modane von der französischen Polizei zu seinem Sturz von der 12. Etappe der Tour de France befragt werden. Damals war der Italiener im Sch

31.10.2018Thomas war bei der Tour wegen Kapitänsfrage frustriert

(rsn) - Am letzten Tag der diesjährigen 105. Tour de France strahlte Geraint Thomas (Sky) im Gelben Trikot auf den Champs-Elysees. Der Waliser feierte den größten Erfolg seiner Karriere und setzte

16.10.2018Nibali wird am 10. November von französischer Polizei befragt

(rsn) - Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) wird am 10. November in Grenoble von der französischen Polizei zu seinem Sturz von der 12. Etappe der Tour de France befragt werden. Damals war der Italiener

10.10.2018Thomas´ Tour-Trophäe in Birmingham gestohlen

(rsn) - In den vergangenen Jahren kam es immer wieder vor, dass Radsport-Mannschaften von Fahrraddieben heimgesucht wurden. Nun meldet Team Sky den Verlust der Tour-de-France-Auszeichnung von Geraint

03.08.2018“Zwischen Froome und Thomas gab es nie einen Disput“

(rsn) - Seit dem vergangenen Sonntag schon ist die auch 105. Ausgabe der Tour de France wieder Geschichte. In der neuen Ausgabe von Radio Tour – dem Radsportpodcast in Kooperation mit radsport-news.

03.08.2018Nach Tour-Aus fordert Sieberg “Überdenken der Karenzzeit“

(rsn) – Nachdem er im Vorjahr wegen eines Magen-Darm-Virus´ erstmals die Tour de France vorzeitig beenden musste, wollte Marcel Sieberg (Lotto Soudal) bei der 105. Austragung unbedingt wieder Paris

02.08.2018Lappartient: Funkverbot und 6-Mann-Teams gegen Sky-Dominanz

(rsn) - Auf wenig Gegenliebe - um es vorsichtig auszudrücken - ist UCI-Präsident David Lappartient bei den Profis mit seinen jüngst geäußerten Ideen gestoßen, wie man der vor allem in den große

02.08.2018“Ich fand alle Bergpässe schön“

(rsn) – Mit Michael Gogl (Trek-Segafredo), Gregor Mühlberger und Lukas Pöstlberger (beide Bora-hansgrohe) nahmen drei Österreicher an der 105. Tour de France teil. Das rot-weiß-rote Trio erreich

01.08.2018Zabel will sein Selbstvertrauen wieder aufpolieren

(rsn) – Der Frust über das verfrühte Tour-Aus sitzt tief: Rick Zabel (Katusha-Alpecin).musste auf der Königsetappe nach Alpe d`Huez im Kampf gegen das Zeitlimit kapitulieren und in den Besenwagen

01.08.2018Politt: “Wir haben uns nochmal richtig zusammengerissen“

(rsn) – Nach drei harten Wochen bei der Tour de France sehnt sich Nils Politt (Katusha-Alpecin) nach Erholung. Die ist derzeit aber nur bedingt möglich. Denn keine 24 Stunden nach dem Tour-Ende in

Weitere Radsportnachrichten

17.05.2024Milan scheint im Sprint unschlagbar

(rsn) – Die vierte und die elfte Etappe hatte sich Jonathan Milan (Lidl – Trek) bereits gesichert, am Freitag schlug der Italiener dann beim 107. Giro d’Italia zum dritten Mal zu. Nachdem er zun

17.05.2024Consonni: “Es war unglaublich, das Team war unglaublich“

(rsn) - Am Ende war die 13. Etappe des Giro d´Italia von Riccione nach Cento der Tag der Sprinter - oder besser gesagt: der Tag des Sprinters. Denn zum dritten Mal bei dieser Ausgabe war der Italiene

17.05.2024ProCycling: Das offizielle Sonderheft zur Tour de France 2024

Keine sechs Wochen dauert es mehr bis zum Start des größten Radrennens der Welt. Am 29. Juni beginnt die 111. Tour de France in Florenz, und schon jetzt verspricht die Rundfahrt Hochspannung vom ers

17.05.2024Arbeitslos, verletzt und nun die Nummer zwei im Sprint

(rsn) – Als im vergangenen Herbst das US-amerikanische Team Human Powered Health bekannt gab, dass es 2024 keine Lizenz mehr lösen und eingestellt wird, gehörte der Pole Stanislaw Aniolkowski zu

17.05.2024Pokernder Vangheluwe verjubelt fast den ersten Profisieg

(rsn) – Warre Vangheluwe (Soudal – Quick-Step) hat auf der 4. Etappe der Vier Tage von Dünkirchen (2.Pro) seinen ersten Profisieg gefeiert. Nach 167 Kilometern zwischen Mazingarbe und Pont-à-Mar

17.05.2024Bauhaus sicher im Wind und happy mit Rang drei

(rsn) – Es will noch nicht ganz klappen mit dem ersten Sieg bei einer dreiwöchigen Landesrundfahrt für Phil Bauhaus (Bahrain Victorious), doch in Cento landete der 29-Jährige zum zweiten Mal in

17.05.2024Felbermayr: Erst abgeräumt worden, dann die Etappe abgeräumt

(rsn) - Das Team Felt - Felbermayr hat die Königsetappe der Tour of Hellas (2.1) dominiert. So gewann der Österreicher Riccardo Zoidl nach 158 Kilometern an der schweren Bergankunft Velouchi in kna

17.05.2024Milan sprintet zum Giro-Hattrick, Bauhaus Dritter

(rsn) - Jonathan Milan (Lidl - Trek) ist endgültig der dominierende Sprinter bei diesem Giro d’Italia. Auf der 13. Etappe über 179 Kilometer zwischen Riccione und Cento feierte der Italiener berei

17.05.2024Kockelmann lässt Luxemburg und Lotto - Kern Haus jubeln

(rsn) - Mathieu Kockelmann hat beim Orlen Nations GP (2.NC) die Luxemburgische U23-Nationalmannschaft und auch Lotto - Kern Haus - PSD Bank jubeln lassen. Der 20-Jährige, der bei der Koblenzer Equip

17.05.2024Ein schnelles Einzelzeitfahren am Gardasee

(rsn / ProCycling) – Acht Tage nach dem ersten ist es nun Zeit für das zweite und letzte Zeitfahren dieses Giro. Es ist etwas kürzer und etwas weniger anspruchsvoll als der erste Kampf gegen die U

17.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Mo

17.05.2024Vollering auch in Burgos die beste Bergfahrerin

(rsn) - Demi Vollering (SD Worx – Protime) hat die 2. Etappe der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) gewonnen. Nach 123 Kilometern war sie auf dem Alto de Rosales vier Sekunden schneller als Evita Muzi

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)
  • Tour of Hellas (2.1, GRE)
  • Tour of Sakarya (2.2, TUR)