Vorgestellt: die 19 WorldTour-Mannschaften

Trek - Segafredo: Hoffen auf die Leistungsträger

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Trek - Segafredo: Hoffen auf die Leistungsträger"
Trek - Segafredo bei der Tour Down Under | Foto: Cor Vos

21.01.2020  |  (rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten für das anstehende Radsportjahr.

Teil 15: Trek - Segafredo

Rückblick 2019: Große Namen, aber nur wenige Erfolge – dieses Ungleichgewicht charakterisierte die amerikanische Equipe über viele Jahre hin. Auch für 2019 schien das zu gelten. Neuzugang Richie Porte zündete als erhoffter Leistungsträger nicht und auch bei den Klassikern fuhr Trek - Segafredo den Erwartungen hinterher, nur Degenkolbs zweiter Platz bei Gent-Wevelgem diente als vorzeigbares Resultat. Immerhin taugte der Giro d’Italia als Lichtblick: Neuzugang Giulio Ciccone überzeugte mit einem Etappensieg sowie dem Gewinn der Bergwertung, Bauke Mollema erreichte Platz fünf im Gesamtklassement. Ciccone trug später zusätzlich bei der Tour für zwei Tage das Gelbe Trikot. Im Spätsommer gewann Jasper Stuyven zudem die Deutschland Tour. Elf Siege wären jedoch erneut eine sehr dürftige Saisonbilanz gewesen, wären dem Team gegen Jahresende nicht zwei Coups gelungen: Mitte Oktober holte Mollema bei Il Lombardia für Trek - Segafredo das erste Monument seit 2014. Außerdem wurde Mads Pedersen in Yorkshire sensationell Straßenweltmeister – zwar für Dänemark, ein WM-Sieg strahlt aber auch immer positiv auf das Team ab.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Trek - Segafredo besitzt ein Faible für große Namen, die sich bereits im Herbst ihrer Karriere befinden. Nach Alberto Contador und Richie Porte bediente man mit der Verpflichtung von Vincenzo Nibali erneut dieses Muster. Die Perspektive ist beim 35-jährigen Italiener begrenzt, in Sachen Aufmerksamkeit und Werbewirksamkeit dürfte sich der Transfer hingegen auszahlen, gerade in seiner Heimat Italien. Mindestens eine gute Saison sollte Nibali noch in den Beinen haben. Mit Kenny Elissonde (Ineos) verstärkte das Team sich außerdem mit einem guten Kletterer, Alexander Kamp (Riwal Readynez) bringt gute Voraussetzungen als sprintstarker Allrounder mit. Ansonsten liegt der Fokus seit einigen Jahren auf vielversprechenden Talenten: Jacopo Mosca (D'Amico-UM Tools), Juan Pedro Lopez und Michel Ries (beide Kometa), Emils Liepins (Wallonie - Bruxelles), Charlie Quarterman (Holdsworth - Zappi) und Quinn Simmons (Lux - Strading) stiegen allesamt zu Profis auf. Vor allem Simmons machte 2019 Eindruck, gewann den WM-Titel bei den Junioren und wagt mit 18 Jahren direkt den Sprung in den Elitebereich.

Nicht mehr zum Aufgebot gehört Degenkolb, der in seinen drei Jahren im Team die Erwartungen nie ganz erfüllte und seinen Weg bei Lotto Soudal fortsetzt. Auch Fabio Felline stagnierte trotz guter Anlagen zuletzt und fährt künftig für Astana. Neue Teams fanden ebenfalls Fumiyuki Beppu (Delko Marseille Provence) und der Österreicher Michael Gogl (NTT). Peter Stetina beendete seine Karriere.

Im Fokus: Sein Sieg bei der WM in Yorkshire war eine Sensation, für Aufsehen sorgte Mads Pedersen allerdings schon 2018 mit Platz zwei bei der Flandern-Rundfahrt. Hinzu kommen die Gesamtsiege bei der Dänemark-Rundfahrt und der Tour du Poitou Charentes sowie der Erfolg bei der Tour de l'Eurométropole – nicht die ganz großen Erfolge, aber der Beweis, dass Pedersen durchaus ein Siegergen besitzt. Mit 24 Jahren steht er zudem am Anfang seiner Karriere. Als neuem Weltmeister ist ihm in der kommenden Saison viel Aufmerksamkeit gewiss, gerade bei seiner Domäne, den flämischen Klassikern. Als sprintstarker Allrounder mit der nötigen Robustheit besitzt Pedersen alle Möglichkeiten, sein Regenbogentrikot 2020 erfolgreich in Szene zu setzen.

Aufgepasst auf … Matteo Moschetti. Laut Ivan Basso wird Moschetti den italienischen Radsport in der kommenden Dekade prägen. Der junge Italiener fuhr einst für das Team des zweimaligen Giro-Siegers und ließ dem großen Lob in seiner ersten Profisaison einige gute Ergebnisse folgen: Am Hatta Dam bei der UAE Tour landete er auf Platz zwei und erreichte immerhin zwei Top-fünf-Resultate beim Giro d’Italia. Der 23-Jährige besitzt vielversprechende Anlagen als Sprinter, braucht für die Zukunft allerdings noch mehr Konstanz und Durchsetzungsvermögen. Ihm könnte dabei zugutekommen, dass Trek - Segafredo über keinen arrivierten Sprinter verfügt. Der eine oder andere Achtungserfolg ist 2020 möglich – unter Umständen sogar Siege.

Ausblick 2020: Die Verpflichtung von Nibali verspricht kurzfristig mehr Erfolg bei großen Landesrundfahrten. Der Italiener erzielte in der Vergangenheit zuverlässig Spitzenresultate und besitzt auch 2020 beste Aussichten, das Podium einer Grand Tour zu erreichen: Nibali geht erst beim Giro und später bei der Vuelta an den Start. Für die Tour kommen dafür Mollema und Porte zum Zug. Gerade Porte bietet sich in Frankreich womöglich die letzte Gelegenheit, sein Karriereimage aus Stürzen, Verletzungen und Formschwankungen bei großen Landesrundfahrten zu korrigieren. Erfolgreicher agierte der 34-jährige Tasmanier stets bei einwöchigen Rundfahrten. In besserer Form als im Vorjahr kann Porte Spitzenresultate bei Rennen wie der Tour Down Under, Paris-Nizza oder dem Critérium du Dauphiné einfahren. Ein Mann für die Grand Tours wird aus ihm aber wohl nicht mehr.

Kletterstarke Domestiken finden sich mit Gianluca Brambilla und Neuzugang Elissonde im Aufgebot wieder. Über Potenzial verfügt außerdem der Däne Niklas Eg. Auch Ciccone ist zu dieser Kategorie zu zählen, dürfte sich nach seiner starken Vorsaison jedoch mehr Freiheiten erkämpft haben. Mit seiner offensiven Fahrweise besitzt er das Potenzial, einer der auffälligsten Akteure im Team zu werden.

Abseits der großen Landesrundfahrten sind Nibali und Mollema bei anspruchsvollen Eintagesrennen für Siege gut. Personell gut aufgestellt ist das Team außerdem für die flämischen Klassiker, in erster Linie besitzen Pedersen und Stuyven das Potenzial für Spitzenergebnisse im Frühjahr. Mit Edward Theuns, Toms Skujins, Alex Kirsch, Ryan Muller und Neuzugang Kamps sind weitere Optionen vorhanden. Ein Top-Sprinter und damit zuverlässiger Ergebnislieferant fehlt dem Team hingegen seit Jahren. Eine große Siegausbeute winkt Trek - Segafredo daher auch 2020 nicht. Das Potenzial ist dennoch vorhanden, um mit dem Weltmeister und gut aufgelegten Kapitänen wie Nibali und Porte mehr Eindruck als in den Vorjahren zu hinterlassen.

Eckdaten:
Land: USA
Hauptsponsor: Trek, Segafredo
Branche: US-Radhersteller, Kaffeeproduzent
Teamchef: Luca Guercilena
Radausrüster: Trek
Teamranking-Platzierung 2019: 10
Fahrer im Aufgebot: 27

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.01.2020Deceuninck – Quick-Step: Von Sieg zu Sieg zu Sieg …

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

23.01.2020Jumbo - Visma: Auf Augenhöhe mit Ineos?

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

22.01.2020Bora - hansgrohe: In der Weltklasse etabliert

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

22.01.2020Team Ineos: Besser denn je?

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

21.01.2020Movistar: Auf der Suche nach der Zukunft

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

20.01.2020Groupama - FDJ: Tour-Traum mit Pinot

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

20.01.2020UAE Emirates: Gut aufgestellt mit Talenten

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

19.01.2020Bahrain - McLaren: Noch nicht die ganz große Nummer

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

19.01.2020Astana: Die Messlatte liegt hoch

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

18.01.2020Lotto Soudal: Alte Hasen für neue Erfolge

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichte

18.01.2020Israel Start-Up Nation: Die Optionen sind begrenzt

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichte

17.01.2020Mitchelton - Scott: Riskante Strategie mit den Yates-Brüdern

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichte

Weitere Radsportnachrichten

02.06.2024Sprintzug nahe an der Perfektion: Pedersen holt Dauphiné-Auftakt

(rsn) - Der Auftakt des 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) wurde zur erwarteten Sprintershow. Nach 172,5 Kilometern rund um Saint Pourcain sur Sioule setzte sich am Ende der 1. Etappe der Däne Mads

02.06.2024Oise: Amann fehlten 150 Meter zum Sieg, Rüegg Bergkönig

(rsn) - Gut 150 Meter fehlten Dominik Amann (Team Vorarlberg) beim Abschluss der Ronde de l`Oise (2.2) zu seinem ersten UCI-Sieg. Der Österreicher hatte nach einem Sturz gut 1000 Meter vor dem Ziel

02.06.2024Kathrin Schweinberger jubelt erstmals in Belgien

(rsn) – Kathrin Schweinberger (Ceratizit – WNT) hat beim belgischen Eintagesrennen Dwars door de Westhoek (1.1) ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Die 27-jährige Österreicherin verwies nach 1

02.06.2024Malopolska: Zoidls Mut wird mit einem Doppelschlag belohnt

(rsn) - Riccardo Zoidl (Felt - Felbermayr) hat sich mit seinem Sieg auf der abschließenden Königsetappe der Tour of Malopolska (2.2) noch den Gesamterfolg gesichert. Der Österreicher war an der 8,

02.06.2024Behrens klettert stark und verpasst im Sprint knapp das Podium

(rsn) - Niklas Behrens (U23-Nationalmannschaft) hat zum Abschluss der Friedensfahrt (2.NC) am Podium gekratzt. Auf dem abschließenden vierten Teilstück mit Ziel in Jesenik fuhr der 20-Jährige als

02.06.2024Abrahamsen düpiert in Brüssel die Sprinter, Ackermann Vierter

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-Mobility) hat bei der 104. Brussels Cycling Classic (1.Pro) die Sprinter düpiert und sich nach 218,4 Kilometern mit Start und Ziel in der belgischen Hauptstadt Brüs

02.06.2024Evenepoel beim Critérium du Dauphiné ohne konkrete Ziele

(rsn) – Nach seinem Schlüsselbeinbruch bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) mit bescheidenen Zielen zum 76. Critérium du Dauphiné ins Feld zurück. “Ehrlic

02.06.2024Startet die Vuelta a Espana 2025 im Piemont?

(rsn) – Die diesjährige Vuelta a Espana beginnt am 17. August mit einem Einzelzeitfahren in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die Gran Salida 2026 ist für Monaco vorgesehen. Wie Renndirekt

02.06.2024Roglic ist vor der Tour-Generalprobe “auf Kurs“

(rsn) – Rund zwei Monate nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Primoz Roglic wieder ins Feld zurück. Der Slowene führt Bora – hansgrohe beim 76. Critérium du Dauphiné a

02.06.2024Wilkos feiert Solosieg bei Sportland NÖ Womens Tour

(rsn) – Nachdem sie schon in St. Pölten am ersten Tag erfolgreich gewesen war, holte sich die Polin Katarzyna Wilkos (MAT ATOM Deweloper) auf dem vierten und vorletzten Tagesabschnitt der Sportlan

02.06.2024Betz und Breuer triumphieren beim Unbound XL

(rsn) – SB – dieses Kürzel stand beim Unbound XL nach 350 Meilen über die Gravelroads des US-Bundesstaates Kansas am Samstag für ´Sieg´. Denn in den längsten beiden Rennen des prestigeträch

02.06.2024Zabel radelte nach London zum Champions-League-Finale

(rsn) – Zu den rund 30.000 Dortmunder Fans, die im Londoner Wembley-Stadion das Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid erlebten, gehörte auch Rick Zabel. Der gebürtige

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Brussels Cycling Classic (1.Pro, BEL)