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Voigt-Interview "Armstrong will Kritikern Maul stopfen"

Es ist ein Paukenschlag: Lance Armstrong kehrt in den Radsportzirkus zurück und will im nächsten Jahr zum achten Mal die Tour de France gewinnen. Was steckt hinter dem Sensations-Comeback? stern.de sprach mit dem deutschen Radprofi Jens Voigt über das Phänomen Armstrong, Süchte und veröffentlichte Blutwerte.

Herr Voigt, Sie gelten als Mann der offenen Worte. Was halten Sie davon, dass Lance Armstrong in den Radzirkus zurückkehrt?

Zunächst mal muss ich Folgendes sagen: Lance Armstrong ist nicht wie sie und nicht wie ich. Lance ist Lance. Und wenn der Mann etwas ernst meint, dann richtig. Es handelt sich hier nicht um einen PR-Gag oder sowas. Aber jetzt zu ihrer Frage: Ich freue mich, dass er zurückkehrt. Es wird auf jeden Fall sehr interessant. Armstrong wird das Geschäft beleben. Der Radsport wird dadurch einen Aufschwung erleben, da bin ich mir 100-Prozent sicher.

Aber ist Armstrong überhaupt noch konkurrenzfähig? Er hat ja mehr als drei Jahre pausiert ...

Also ich wäre es nicht. Wenn ich mal Schluss machen sollte, dann auch deshalb, weil ich nicht mehr mit der Weltspitze mithalten könnte. Bei Armstrong ist das anders, das ist wie eine Sucht bei ihm. Er wird schon seine Tests gemacht haben. Da hat er dann gesehen, dass er die Wattzahl noch treten kann. Ich habe großen Respekt vor seiner Entscheidung, es noch einmal zu probieren. Wie gesagt: Ich wäre dazu nicht in der Lage.

Was glauben Sie, was hat ihn zum Comeback getrieben?

Ich kann nur spekulieren, aber ich glaube, er will es den Leuten nochmal zeigen. Und vielleicht will er sich auch persönlich etwas beweisen. Nämlich, dass er es noch kann, dass er nichts verlernt hat. Und dann sind da ja noch die ewigen Dopinggerüchte um ihn herum. Möglich, dass er da nie richtig Ruhe gefunden hat. Er will den Zweiflern mit dem Comeback das Maul stopfen. Auch insofern, als dass er seine Blutwerte ins Internet stellen will.

Ist das nicht ein bisschen ungewöhnlich? Das mit den Blutwerten im Internet

Ach was, das machen wir doch schon seit zwei Jahren. Auch für Lance gilt: Je mehr Offenheit desto besser.

Werner Franke, der bekannte Dopingforscher, hat über das Comeback von Armstrong gesagt, es sei eine weitere Spirale in der Volksverdummung. Franke fordert zugleich eine Sperre gegen Armstrong, falls der wirklich bei der Tour de France antreten wolle. Was sagen Sie dazu?

Wenn Franke wirklich handfeste Beweise hätte, wenn er wirklich etwas wissen würde, dann hätte er doch längst ein Verfahren gegen Armstrong einleiten können. Hat er aber nicht. Fakt ist: Franke hat nichts gegen Lance Amrstrong in der Hand.

Interview: Klaus Bellstedt

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