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"Medaille ist realistisch"

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Gewann bereits sieben WM-Titel: der in Eschborn aufgewachsene Tony Martin (vorne).
Gewann bereits sieben WM-Titel: der in Eschborn aufgewachsene Tony Martin (vorne). © dpa

Tony Martin ist nach einer schweren Wirbelverletzung rechtzeitig fit für das WM-Einzelzeitfahren in Innsbruck ? und hat große Ziele.

Nach der achten Etappe der Tour de France war Schluss für Tony Martin, ein Sturz bremste den deutschen Radprofi, aufgewachsen in Eschborn im Main-Taunus-Kreis, aus. Die Verletzungen waren schwer. Es schien, als ob der siebenmalige Zeitfahr-Weltmeister das WM-Rennen an diesem Mittwoch (14 Uhr) in Innsbruck verpassen würde. Etwas überraschend wird Martin nun doch am Start stehen.

Herr Martin, durch den Sturz bei der Tour de France mussten Sie wieder einmal ein Rennen schuldlos verletzt beenden. Fragt man sich manchmal, warum immer ich?
Man fragt sich nach dem zweiten oder dritten heftigen Sturz schon, ob es wert ist, so mit seiner Gesundheit zu spielen. Aber nach zwei oder drei Tagen vergisst man die Szenarien schnell wieder.

Es hieß, Sie haben sich unter anderem einen Wirbel gebrochen.
Es waren zwei Stellen am Wirbel gebrochen, der Querfortsatz und die Deckplatte. Die Deckplatte verläuft bei den Nerven. Hätte sich der Bruch verschoben, wäre es schwierig geworden.

Sind Sie nun wieder schmerzfrei?
Ja, ich bin komplett schmerzfrei. Und im Kopf wieder frei.

Hatten Sie Zweifel, es rechtzeitig bis zur WM zu schaffen?
Nach den Untersuchungen war klar, dass ich das Training nach drei Wochen stetig steigern kann. Und dann habe ich relativ schnell gemerkt, dass nicht zu viel verloren gegangen ist.

Das klingt optimistisch für das WM-Rennen am Mittwoch.
Ja. Ich denke, ich bin gut drauf und freue mich auf die etwas längere Distanz. 

52,5 Kilometer. Was halten Sie von der Strecke?
Ich bin ja Fan von etwas längeren Distanzen. Der Kurs ist einer WM würdig. Da trennt sich die Spreu vom Weizen. 

Die Strecke enthält auch einen fünf Kilometer langen Anstieg. Wie schwer ist diese Passage?
Der Anstieg ist anspruchsvoll, definitiv, gerade die unteren Kilometer. Den Berg rollt man nicht nur so rüber. Eigentlich ist er etwas für richtige Bergfahrer, der ich nicht wirklich bin. Aber mit den mehr als 30 flachen Kilometern vorher ist die Gesetzgebung eine andere. 

Schätzen Sie andere Fahrer stärker ein?
Der amtierende Weltmeister Tom Dumoulin  aus den Niederlanden und Rohan Dennis aus Australien sind am Berg stärker als ich und verlieren im Flachen nicht viel auf mich. Sie sind auf dem Papier stärker. Aber an einem guten Tag ist viel möglich. Ich habe solche Anstiege schon bewältigt und gebe mich zumindest kämpferisch. 

Sie haben in Ihrer Karriere bereits sieben WM-Titel gewonnen, fünf im Einzelzeitfahren. Wie lautet Ihr Ziel?
Ich sage, zumindest eine Medaille ist realistisch. Die Voraussetzungen sind gegeben. Ich kann relativ druckfrei fahren.

Im Einzelrennen am Sonntag sind Sie nicht dabei. 
Ja, der Kurs ist einfach zu schwer. Es gibt zu viele Bewerber aus deutscher Sicht. Da habe ich dankend abgesagt.

Sie haben bei den Olympischen Spielen 2012 Silber gewonnen. 2016 gingen sie leer aus. In Tokio 2020 wären Sie 35 Jahre alt. Ist das für Sie noch ein Ziel?
Auf jeden Fall. Olympische Spiele sind das Größte. Unabhängig von der Strecke, die ich nicht kenne, wäre eine Goldmedaille ein Traum.  

Sie sind in Eschborn aufgewachsen. Wie oft besuchen Sie noch Ihre Familie im Rhein-Main-Gebiet? 
Ich war erst vor kurzem da. Mein Vater wohnt in Schwalbach, mein Bruder besitzt eine Firma in Sulzbach. Meine Mutter wohnt mittlerweile aber auch in der Schweiz bei mir in der Nähe.

Interview: Harald Joisten

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