Interview mit dem Sieger der Österreich-Rundfahrt

Denifl: "Ich wusste, dass ich etwas Großes gewinnen kann"

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Denifl:
Stefan Denifl (Aque Blue Sport) im Gelben Trikot der Österreich-Rundfahrt | Foto:Expa Pictures

09.07.2017  |  (rsn) - Für viele überraschend hat Stefan Denifl (Aqua Blue Sport) die Österreich-Rundfahrt gewonnen. Im Interview mit radsport-news.com sprach der 29-jährige Österreicher darüber, wie dieser Erfolg zustande kam, welche Bedeutung er für ihn hat und wie es nun weitergeht.

Sie haben sich am Sonntag den Gesamtsieg bei der Österreich-Rundfahrt gesichert. Geben Sie doch mal einen Einblick in Ihr Seelenleben. Was geht in Ihnen vor?

Denifl: Ich bin sehr glücklich und sehr stolz und spüre auch eine gewisse Genugtuung, dass es endlich mal mit einem großen Sieg geklappt hat. Als Österreicher die Österreich-Rundfahrt zu gewinnen ist schon was sehr Spezielles, und ich hätte mir wohl kein besseres Rennen aussuchen können für meinen ersten Profisieg. Die letzten zwei Jahre nach meiner Rückkehr von der langwierigen Knieverletzung waren sehr hart für mich. Ich musste wirklich kämpfen, um wieder meine alte Klasse zu erreichen. Ich bin mental und körperlich nach den brutal anstrengenden und stressigen Tagen zwar ziemlich müde, aber jetzt will ich einfach mal den Moment genießen und die Eindrücke wirken lassen.

Sie haben, wie angesprochen, eine lange Durststrecke hinter sich. Wie überraschend kam nun dieser Erfolg für Sie selbst?

Denifl: 2015 und 2016 waren keine schlechten Jahre. Tout de Suisse-Bergtrikot, bei der Baskenland-Rundfahrt fast das Bergtrikot geholt (am letzten Tag verlor Denifl es noch um einen Punkt) und auch mein Giro letztes Jahr war schon gut, aber halt nicht top. Mir hat bei vielen Rennen einfach der letzte Druck gefehlt und ich konnte das gute Gefühl vom Training nie so ganz im Rennen umsetzten. Die Österreich-Rundfahrt war heuer mein großes Ziel, und dafür habe ich mir im Training sehr in den Hintern getreten. Ich habe so viel in den Bergen trainiert wie noch nie und wusste vor dem Start: Die Form ist da. Dass ich nun endlich diese guten Beine auch wieder im Rennen zeigen kann, ist umso schöner und gibt wieder viel Motivation. Das ich es drauf habe, mal was Großes zu gewinnen, wusste ich aber zum Glück immer und das hat mich angetrieben in den letzten zwei Jahren.

Was war für Sie die Schlüsselstelle der Rundfahrt?

Denifl: Das ist wirklich schwer zu sagen. Es war eine eine richtig schwere Woche, Hitze, Wind und viele Etappen über 200 Kilometer und viele Höhenmeter. Ich bin aber von Anfang an sehr konzentriert gefahren und hatte die volle Unterstützung des Teams. Auch wenn keiner mit mir gerechnet hatte, ich wusste, es könnte heuer meiner Tour werden und so ist es auch gekommen. Klar hatte ich auch das nötige Glück auf meiner Seite, weder Sturz noch Defekt, aber das gehört einfach immer dazu bei einem Sieg. Auf jeden Fall muss man ein kompletter Rennfahrer sein, um die Österreich-Rundfahrt zu gewinnen, nur schnell bergauf zu fahren, genügt nicht.

Gab es einen Moment, in dem Sie fürchteten, das Gelbe Trikot noch zu verlieren?

Denifl: Von außen hat es wohl alles sehr cool und kontrolliert ausgeschaut. Aber ich hatte schon einige Momente, in denen ich kurz am Verzweifeln war. Mir kam es oft so vor, als ob jeder gegen mich fahren würde, aber das ist wohl so, wenn man in Gelb fährt. Ich hatte mit Nicki Sørensen und Tim Barry zwei gute Sportliche Leiter in den Autos und auch Teamkollegen, die sich voll für mich aufgeopfert haben. Das hat mich in den schweren Momenten immer wieder gestärkt. Vielleicht war ich das eine oder andere Mal sogar zu nervös, aber ich wollte dieses Trikot einfach nicht mehr hergeben.

Ihr Team war gut für das flache Terrain aufgestellt, aber in den Bergen waren Sie auf die Hilfe von Landsleuten aus anderen Mannschaften angewiesen. Wie bewerten Sie diese Unterstützung?

Denifl: Ein großer Dank an meine Teamkollegen, die haben wirklich alles gegeben. Leider waren drei Leute gesundheitlich angeschlagen und mussten dann aufgeben. Das passiert einfach und dafür sind die anderen dann über ihre Grenzen hinaus gegangen und für mich bis zum Umfallen gefahren. Und ja natürlich, wir Österreicher halten zusammen, und da bin ich mächtig stolz drauf, das eine oder andere mal Hilfe von Freunden im Feld bekommen zu haben. Die Österreich-Rundfahrt und der österreichische Radsport profitieren einfach doppelt, wenn ein heimischer Fahrer ganz oben am Treppchen steht.

Wie haben Sie gefeiert?

Denifl: Gestern war meine ganze Familie in Wels am Ziel. Das waren unglaubliche schöne Momente für mich, die immer bleiben werden. Wir saßen dann zuhause noch bei Pizza, Bier und Wein zusammen, bis ich in voller Kleidung um 2 Uhr früh ins Bett gefallen bin. Aber ich denke, es werden die Tage noch einige Feiern und Empfänge folgen.

Ihr Team hat eine Einladung zur Vuelta erhalten. Ist diese jetzt der nächste Höhepunkt und was trauen Sie sich dabei zu?

Denifl: Auch wenn es nicht mehr lange bis zur Vuelta ist, da will ich jetzt nicht zu weit vorgreifen. Erstmal diesen Sieg in vollen Zügen genießen und dann der Fokus auf die noch ausstehende Saison.

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.04.2018Rundstreckenrennen soll für späte Entscheidung sorgen

(rsn) - Ein Rundstreckenrennen wird 2018 im Kampf um das rote Führungstrikot der Österreich-Rundfahrt die entscheidende Rolle spielen. "In den letzten Jahren hieß es immer, die Tour wird am KitzbÃ

08.07.2017Denifl lässt sich das Gelbe Trikot nicht mehr nehmen

(rsn) – Stefan Denifl (Aqua Blue Sport) hat es geschafft. Der 29-jährige Österreicher ließ auf der letzten Etappe der 69. Österreich-Rundfahrt (2.1) nichts mehr anbrennen uns sicherte sich bei s

07.07.2017Zoidl verpasst Heimcoup, Denifl vor Gesamtsieg

(rsn) – Riccardo Zoidl (Felbermayr-Simplon Wels) hat den ersten Etappensieg eines Österreichers bei der Heim-Rundfahrt knapp verpasst. Im Zweitersprint musste sich Zoidl auf der 226 Kilometer lange

06.07.2017Lopez siegt solo am Kitzbüheler Horn, Denifl im Gelben Trikot

(rsn) - Miguel Angel Lopez (Astana) hat bei der 69. Österreich-Rundfahrt seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der 23-jährige Kolumbianer, der aufgrund von mehreren Verletzungen in jüngster Zeit er

05.07.2017Viviani siegt am längsten Tag, Vanmarcke behält Gelbes Trikot

(rsn) – Elia Viviani (Nationalteam Italien) hat auch auf der mit 226 Kilometern längsten Etappe der Österreich-Rundfahrt (2.1) zugeschlagen. Der Italiener setzte sich auf der Fahrt von Wieselburg

04.07.2017Slagter siegt nach Attacke am Jasenegg, Vanmarcke behält Gelb

(rsn) - Tom Jelte Slagter (Cannondale-Drapac) hat die anspruchsvolle 2.Etappe der Österreich-Rundfahrt (2.1) gewonnen. Der Niederländer setzte sich nach 199 Kilometern von Wien nach Pöggstall im Sp

03.07.2017Viviani holt sich Windkantenetappe, Vanmarcke das Gelbe Trikot

(rsn) - Elia Viviani ist auf der 1. Etappe der 69. Österreich-Rundfahrt (2.1) seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Der 28-jährige Sky-Profi, der in Österreich im Trikot der italienischen Nationa

02.07.2017Gatto gewinnt Berg-Prolog zum Auftakt der Österreich-Rundfahrt

(rsn) - Oscar Gatto (Astana) hat den Auftakt der 69. Österreich-Rundfahrt (2.1) gewonnen. Der 32-jährige Italiener setzte sich im nur 800 Meter langen Berg-Prolog von Graz hinauf zum Schlossberg in

01.07.2017Durchbrechen Zoidl & Co. den Fünfjahres-Rhtythmus?

(rsn) – Darf sich die 69. Österreich-Rundfahrt (2.1) wieder mal über einen heimischen Sieger freuen oder geht das Gesamtklassement wie in den letzten drei Jahren schon an einen internationalen Sta

26.06.2017Im falschen Trikot zum Titel - Martin muss 2.500 Franken Strafe zahlen

(rsn) - Tony Martin (Katusha-Alpecin) ist vom Radsportweltverband UCI mit einer Strafe von 2500 Schweizer Franken belegt worden. Der viermalige Zeitfahrweltmeister hatte bei den Deutschen Meisterschaf

21.06.2017Angelt sich Unzué im dritten Versuch Landa?

(rsn) - Die spanische Movistar-Mannschaft ist an einer Verpflichtung von Mikel Landa vom Team Sky interessiert. Das bestätigte Manager Eusebio Unzué gegenüber der Tageszeitung El Pais. Der Vertrag

10.06.201769. Österreich-Rundfahrt mit vier WorldTour-Teams und vielen Bergen

(rsn) - Für die 69. Österreich-Rundfahrt (2. - 9. Juli / 2.1) haben mit Katusha-Alpecin, Cannondale-Drapac, Astana und Dimension Data vier WorldTour-Teams gemeldet. Hinzu kommen eine italienische Na

Weitere Radsportnachrichten

24.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

24.04.2024Godon und Vendrame sorgen für Decathlon-Doppelschlag

(rsn) – Synchroner Jubel auf Platz eins und zwei, dahinter kollektiver Ärger: Decathlon – AG2R La Mondiale hat durch Dorian Godon und Andrea Vendrame auf der 1. Etappe der Tour de Romandie (2.UWT

24.04.2024“Unglaublich“: Dorn fährt auf Ansage ins Bergtrikot

(rsn) – Das Team Bike Aid, allen voran Vinzent Dorn, zeigt sich bei der Tour of Turkiye (2.Pro) weiterhin von der allerbesten Seite. Dorn schaffte es auf der 4. Etappe, die über 138 Kilometer von

24.04.2024Uhlig bremst, Andresen gewinnt vor van Poppel

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat auf der 4. Etappe der Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Sieg als Profi gefeiert und damit auch die Gesamtführung an sich gerissen.

24.04.2024Bahn WM 2025 zum zweiten Mal nach Südamerika

(rsn) - Wie der Weltradsportverband UCI am Mittwoch bekanntgab, werden die Bahnweltmeisterschaften vom 15. bis zum 19. Oktober im Velódromo Peñalolén in Santiago de Chile stattfinden. Zunächst hat

24.04.2024Hindley und Lipowitz verlängern bei Bora - hansgrohe

(rsn) – Bora – hansgrohe hat die Verträge seiner beiden Kletterer Jai Hindley und Florian Lipowitz verlängert. Wie immer machten die Raublinger keine Angaben über die Laufzeiten der Arbeitspapi

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)