Bora-hansgrohe-Sportdirektor Enrico Poitschke:

"Die Ronde wird nicht nur ein Duell Van Avermaet gegen Sagan"

Foto zu dem Text "
Greg Van Avermaet (BMC, vorn) gegen Peter Sagan (Bora-hansgrohe) - gibt es dieses Duell auch bei der Flandern-Rundfahrt zu sehen? | Foto: Cor Vos

29.03.2017  |  (rsn) - Bei der Flandern-Rundfahrt am Sonntag will Weltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe) seinen Titel verteidigen. radsport-news.com sprach dazu mit seinem Sportlichen Leiter Enrico Poitschke über die Favoritenrolle, über ein mögliches Duell mit Olympiasieger Greg Van Avermaet und über mögliche Renn-Szenarien.

Nach seinen Siegen beim Omloop Het Nieuwsblad, E3 Harelbeke und Gent-Wevelgem ist Greg Van Avermaet nun der "natürliche Favorit“ für die Flandern-Rundfahrt?
Enrico Poitschke: Sicherlich hat Van Avermaet bewiesen, dass er derzeit einer der stärksten Fahrer im Feld ist. Er hat bisher schon drei Klassiker gewonnen und ist damit automatisch in der Favoritenrolle.

Hätte Ihrem Team und Peter Sagan, der ja als Titelverteidiger zur "Ronde“ antritt, letztlich gar nichts Besseres passieren konnte?
Poitschke: Wir sind nicht böse darüber, dass ein anderer von den Medien als großer Favorit gehandelt wird und dass das vielleicht auch für ihn ein gewisser Druck ist. Aber ich denke, dass die Fahrer, die die "Ronde“ gewinnen können, alle mit Druck umgehen können. Dadurch wird sich am Ende das Ergebnis sicher nicht "verschieben“.

Sind die entgangenen Siege für Sagan letztlich nicht sogar ein Geschenk?
Poitschke: Ich weiß nicht, ob es ein Vorteil mit Blick auf die Flandern-Rundfahrt ist. Peter gehört ja trotzdem zum Favoritenkreis und er selber ist sehr motiviert. Die "Ronde“ ist ein Rennen, das er sehr gerne gewinnen möchte. Nur weil Van Avermaet zuletzt drei Rennen gewonnen hat, wird nicht weniger Druck auf Peter lasten. Und ich will die zweiten Plätze auch nicht positiver darstellen, als sie es sind. Natürlich hätten wir diese Rennen gerne gewonnen. Es hat aus unterschiedlichen Gründen nicht geklappt, und das wollen wir jetzt in Flandern besser machen.

Wird es auf ein Duell zwischen Van Avermaet und Sagan hinauslaufen?
Poitschke: Wenn man sich die letzten Rennen anschaut, könnte das ein Szenario sein, aber ich glaube, dass am Sonntag andere Fahrer überraschen werden. Man darf sich nicht nur auf einen oder zwei Rennfahrer konzentrieren. Es wird sicherlich noch andere geben, die um den Sieg mitfahren werden.

Zum Beispiel?
Poitschke: Gerade Quick-Step ist extrem breit aufgestellt, mit vielen Fahrern, die auch eine Top-Leistung abrufen können. Dieses Team wird sicher um den Sieg mitfahren, aber auch bei Orica-Scott gibt es den einen oder anderen, der zu beachten ist. Diese Mannschaften werden sich nicht auf einen Fahrer konzentrieren, sondern verschiedene Optionen ausprobieren. Aber auch Alexander Kristoff oder John Degenkolb werden um den Sieg mitfahren - und dass sie das können, haben sie in den vergangenen Jahren auch schon bewiesen. Es gibt viele Favoriten und es wäre der falsche Weg, sich darauf zu verlassen, dass es nur auf das Duell Van Avermaet gegen Sagan hinauslaufen wird.

Apropos Degenkolb - was trauen Sie ihm zu?
Poitschke: Bei Dege sieht man in den letzten Rennen einen extremen Aufwärtstrend und deswegen wird auch er am Sonntag eine großen Rolle spielen können.

Welches ist die entscheidende Stelle im Rennen?
Poitschke: Da gibt es nicht nur eine. Man muss an vielen Stellen sehr konzentriert sein und in einer Top-Position fahren - sicherlich sind der Oude Kwaremont und der Paterberg Stellen, wo das Rennen entschieden werden kann. Aber ob es dann wirklich so kommen wird, sehen wir am Sonntag.

Letztes Jahr gewann Sagan nach einer Attacke am Paterberg 13 Kilometer vor dem Ziel - wäre das Ihr Wunschszenario für Sonntag?
Poitschke: Ein Rennen so zu gewinnen, ist natürlich immer die sicherste Variante, aber ganz bestimmt auch die schwerste. Ich wage zu bezweifeln, dass es jedes Jahr so umzusetzen ist. Sicherlich wäre es für uns schön, wenn es wieder so kommen würde, aber wir gehen davon aus, dass man aus einer kleinen Gruppe heraus gewinnen muss.

Was bedeutet das für die Taktik von Bora-hansgrohe?
Poitschke: Da will ich noch nicht zu viel verraten. Wir haben einen ganz klaren Leader und für den wird das gesamte Team arbeiten. Wo wir dann unsere Akzente setzen, wird man am Sonntag sehen.

Was sagen Sie dazu, wenn es heißt, dass Sagan im Nachteil sei, weil sein Team im Vergleich zu BMC oder Quick-Step schwächer sei?
Poitschke: Ich glaube, dass wir in den letzten Rennen schon nachgewiesen haben, dass auch unser Team stark ist. Sagan hat die Rennen sicherlich nicht deshalb als Zweiter oder Dritter beendet, weil er nicht genügend Unterstützung hatte. Wir sind sehr zufrieden mit der Leistung der Mannschaft - und Peter ist es auch.

Welche Rollen werden die drei Deutschen Andreas Schillinger, Christoph Pfingsten und Marcus Burghardt spielen, die nach jetzigem Stand dabei sein werden?
Poitschke: Marcus Burghardt ist ein Fahrer mit sehr viel Erfahrung. Er ist in einer super Form und wir werden versuchen, ihn so lange wie möglich zu schonen, damit er Peter in den entscheidenden Situationen im Finale helfen kann. Andreas oder Christoph werden früher im Rennen ihre Aufgaben erfüllen.

Demnach wäre Burghardt der letzte Helfer an Sagans Seite?
Poitschke: Das ist natürlich immer auch von der Tagesform oder der Rennsituation abhängig. Sicherlich haben wir diejenigen Fahrer im Kopf, die bis zuletzt an Peters Seite sein können. Aber das kann sich durch verschiedene Faktoren ändern. Wir denken aber, dass es mehr als nur ein Teamkollege sein wird, der lange bei ihm bleiben kann.

Für Sie als Sportlichen Leiter ist es auch eine neue Erfahrung, mit einem Weltstar wie Sagan zu arbeiten - wie erleben Sie ihn?
Poitschke: Es ist ein sehr angenehmes Arbeiten mit Peter. Er ist sehr professionell, er ist ein Fahrer, der ein Team kreieren kann und nicht als einzelner Star dargestellt werden möchte. Das ist natürlich auch für uns als Sportliche Leitung sehr angenehm. Peter ist weit weg von irgendwelchen Star-Allüren, es macht einfach Spaß, mit zum zu arbeiten. Er ist sehr kollegial, denkt immer an die Mannschaft und erst zuletzt an sich. Man kann sich kaum einen besseren Fahrer vorstellen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.04.2017Naesen vor Paris-Roubaix optimistisch: "Siegen? Wieso nicht?"

(rsn) - Nach dem Sturz am Oude Kwaremont sprachen am Sonntag alle über Weltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe) und Olympiasieger Greg Van Avermaet (BMC). Dabei ging völlig unter, dass auch Oliver N

04.04.2017Albasini hängt die Konkurrenten mit großem Gang ab

(rsn) - Michael Albasini (Orica-Scott) ist ein Mann für wichtige Rennen. Das bewies der 36 Jahre alte Schweizer auch am Dienstag wieder, als er die 2. Etappe der 57. Baskenland-Rundfahrt für sich en

04.04.2017Gilbert mit kurzer Rennpause, Vanmarckes Roubaix-Start gefährdet

(rsn) - Nach seinem Sieg bei der Flandern-Rundfahrt wird Philippe Gilbert (Quick-Step Floors) eine kurze Rennpause einlegen und sich auf die Ardennenklassiker vorbereiten. Damit wird der Belgische Me

03.04.2017Flandern: Jacke eines Zuschauers löste Sagan-Sturz aus

(rsn) - Auch mehr als 24 Stunden nach dem Ende der 101. Flandern-Rundfahrt gibt es noch reichlich Diskussionsstoff. Im Laufe des Tages ist im Internet ein neues Video aufgetaucht, das den Auslöser de

03.04.2017Die 101. Flandern-Rundfahrt in acht Szenen

(rsn) - Die gestrige 101. Flandern-Rundfahrt bot wieder alles, was einen großen Klassiker ausmacht - Attacken, Hektik, Stürze, Defekte und am Ende ein Super-Solo: Im Eurosport-Video wrd das flämisc

03.04.2017Arndt: "Agressiver und aufmerksamer um jede Position fighten"

(rsn) - Trotz seiner erst 25 Jahre ist Nikias Arndt in Sachen Flandern-Rundfahrt schon fast ein alter Hase. Auf bereits fünf Starts kommt der Sunweb-Profi mittlerweile beim flämischen Frühjahrsklas

03.04.2017Gilbert: "Viele dachten, ich sei verrückt - ich auch"

(rsn) - Philippe Gilberts letzter Start bei der Flandern-Rundfahrt erfolgte 2012. Damals beendete der Belgier das Rennen auf Rang 75, Sieger war Tom Boonen, der seinen dritten - und damit letzten - Tr

03.04.2017Sagan nach “Ronde“-Sturz: “Es war mein Fehler“

(rsn) - Als Titelverteidiger und großer Favorit neben Greg Van Avermaet (BMC) ist Peter Sagan (Bora-hansgrohe) bei der Flandern-Rundfahrt angetreten, doch nach fast sechseinhalb Stunden Fahrzeit kam

03.04.2017Übermütiger Politt vor der "Muur" zurückgepfiffen

(rsn) - Im vergangenen Jahr sorgte Nils Politt als Debütant bei der Flandern-Rundfahrt für Furore. Der junge Hürther mischte damals in der Ausreißergruppe des Tages mit und beendete die "Ronde“

02.04.2017Degenkolb: "Das habe ich nicht erwartet"

(rsn) - Am Ende der 1000 Meter langen Zielgerade in Oudenaarde sprintete John Degenkolb (Trek-Segafredo), als ginge es um Platz 1. Der Oberurseler wurde Dritter - in der zweiten Gruppe nach Philippe G

02.04.2017Video: Boonens Defekt-Pech am Taaienberg

(rsn) - Ausgerechnet am Taaienberg musste Tom Boonen (Quick-Step Floors) am Sonntag alle Hoffnungen auf einen vierten Triumph bei der "Ronde" begraben. In dem berühmten Anstieg, in dem der Belgier in

02.04.2017Greipel: "Ich will nicht immer auf die Sprints warten"

(rsn) - Wie in den letzten beiden Jahren zeigte der Deutsche Meister André Greipel bei der Flandern-Rundfahrt, dass er nicht nur in Massensprints präsent sein kann. Der 34-jährige Hürther attacki

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

17.04.2024Highlight-Video des 27. Flèche Wallonne Femmes

(rsn) – Nach einem dritten (2017) und einem zweiten Platz (2021) hat Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) erstmals in ihrer Karriere den Flèche Wallonne Femmes gewonnen. Bei der 27. Ausgabe des Arden

17.04.2024“Auf dieses Wetter vorbereitet“: Uno-X imponiert beim Flèche

(rsn) – Ineos Grenadiers, UAE Team Emirates und Jayco – AlUla brachten keinen ihrer einzigen Fahrer ins Ziel der 88. Ausgabe des Flèche Wallonne (1.UWT), bei neun weiteren Teams beendete nur jewe

17.04.2024Highlight-Video des 88. Flèche Wallonne

(rsn) – Auch Kälte und Regen konnten ihn nicht stoppen: Stephen Williams (Israel - Premier Tech) hat beim Flèche Wallonne den größten Erfolg seiner Karriere eingefahren. Der 27-jährige Brite ge

17.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

17.04.2024Wird Het-Nieuwsblad-Sieger Tratnik Teamkollege von Roglic?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

17.04.2024Nach fast fünf Jahren bricht Niewiadoma an der ´Mur´ den Bann

(rsn) – Fast fünf Jahre musste Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) auf den 19. Sieg ihrer Profikarriere warten. Bei der 27. Ausgabe des Flèche Wallonne Femmes war es soweit. Nach 146 Kilometern mit

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)
  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)