Worrack will auch ohne linke Niere zurück aufs Rad

"Ich habe ja auch nur ein Herz"

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "
Trixi Worrack (Canyon-SRAM) will ihre Karriere noch nicht beenden. | Foto: Team Canyon-SRAM Racing

31.03.2016  |  (rsn) - Zehn Tage ist es her, dass Trixi Worrack nach einem Sturz bei der Trofeo Alfredo Binda in Varese per Not-Operation die linke Niere entfernt werden musste. Es war sehr ernst, Worrack hatte viel Blut verloren. Doch als Felix Mattis die 34-Jährige am Mittwochabend für radsport-news.com anrief, sprach er mit einer lebensfrohen Frau, die nicht nur einmal im Verlauf des Gesprächs lachte. Und er sprach mit einer Deutschen Meisterin, die zwar nicht weiß, wie lange ihre Genesung dauert, ihr Rad aber noch nicht an den Nagel hängen will. "It goes on", hat sie sich einst in den Nacken tättowieren lassen.

Frau Worrack, wie geht es Ihnen?
Trixi Worrack: "Mal gut, mal nicht so gut. Es war eben ein großer Eingriff und die zweite Niere muss sich erstmal daran gewöhnen, dass sie jetzt für zwei arbeitet. Deswegen bin ich körperlich sehr schwach. Ich darf keine Treppen steigen und soll noch nicht so viel laufen - liege eigentlich also nur rum."

In der Lausitzer Rundschau war von einer großen Wunde am Bauch zu lesen.
Worrack: "Normalerweise wird bei einer Nieren-OP am Rücken ein kleiner Schnitt gemacht. Aber ich hatte schon so viel Blut im Bauch, dass sie von dort ran mussten. Dadurch sind im Bauch natürlich auch mehr Verletzungen entstanden, die jetzt heilen müssen."

Sie erzählen das relativ locker. Aber die Situation war ernst, Sie hätten sterben können. Haben Sie darüber nachgedacht?
Worrack (lacht): "Bin ich ja fast."

Sie lachen...?
Worrack: "Ja, ich weiß... Das ist vielleicht komisch. Aber es ist ja so: Ich darf jetzt auch nicht zu negativ sein. An der Sache ändere ich dadurch auch nichts mehr. Die ersten Tage im Krankenhaus war ich wirklich niedergeschlagen. Das war deprimierend und es ging mir echt richtig kacke. (lacht) Aber jetzt ist es mal so mal so. Es ist eben schwierig, weil man gar nicht vorhersehen kann, wie lange alles dauert - anders als zum Beispiel bei einem Schlüsselbeinbruch, wo man ungefähre Zeitangaben machen kann. Hier kann mir im Prinzip keiner sagen, wann ich wieder aufs Rad kann oder wann ich mich überhaupt wieder besser fühle."

Sie sprechen das Rad an. Nach einer solchen Verletzung könnte man denken, dass sie das Karriereende bedeutet. Wenn eine Niere weg ist, hat man nur noch eine...
Worrack: "Ja, aber ich habe auch nur ein Herz und von vielen anderen Dingen auch nur eins. Glücklicherweise hat man ja zwei Nieren. Und so etwas kann auch mit Organen passieren, von denen man nur eins hat. Klar mache ich mir darüber Gedanken! Und wenn ich davor Angst hätte, dann wäre es falsch, nochmal Rad zu fahren."

Aber Sie wollen wieder fahren?
Worrack: "Ja, ich würde gerne nochmal anfangen!"

Haben Sie weitere Verletzungen?
Worrack: "Ich war am Dienstag in Erfurt beim Arzt. Da wurde nochmal ein Ultraschall gemacht und festgestellt, dass auch eine Rippe gebrochen ist. Ich nehme an, dass dadurch auch die Niere kaputtgegangen ist."

Wie geht es in der näheren Zukunft weiter?
Worrack: "Morgen (am Donnerstag, d. Red.) werden die Klammern am Bach raus gemacht. Dann gehe ich zur Physiotherapie und mache Lymphdrainage, damit der Bauch etwas arbeitet. Aber ansonsten geht erst einmal gar nichts. Ich kann ja noch nicht mal groß Spazierengehen. Im Normalfall hätte ich jetzt auch noch im Krankenhaus gelegen. Der Arzt hat gesagt es sei schon sehr ungewöhnlich, dass ich montags noch auf der Intensivstation lag und am Samstag entlassen werden konnte. Aber der Heilungsprozess verlief einfach sehr schnell. Ich saß mittwochs schon zum ersten Mal im Bett - das war ein gutes Zeichen."

Am Samstag ging es mit dem Flugzeug von Varese nach Erfurt, und dort nicht etwa ins nächste Krankenhaus, sondern direkt nach Hause - nur sechs Tage nach dem Unfall bei Kilometer 55 der Trofeo Binda. Können Sie sich an den eigentlich noch erinnern?
Worrack: "Ich wurde in einer Linkskurve am Ende der Abfahrt relativ weit rausgetragen, hätte es aber noch geschafft und die Leitplanke nur leicht gestreift. Dann hat es mich auf einmal umgehauen, als hätte mir jemand von hinten die Beine weggezogen. Mir muss jemand von hinten ins Rad gefahren sein, ohne dass ich es gesehen habe. Der Sturz an sich war gar nicht schlimm, ich bin einfach nach links unglücklich irgendwo draufgefallen. Von außen sah man auch kaum Verletzungen, ich hatte nur die Arme und Ellbogen etwas aufgeschürft."

Ihr Teamchef Ronny Lauke schilderte mir, dass es dann eine ganze Weile gedauert hat, bis Sie mit dem Krankenwagen abtransportiert wurden - wohl auch weil man von außen kaum etwas sehen konnte und in solchen Situationen zunächst an den Schutz der Wirbelsäule gedacht wird. Sie wurden dann ins Krankenhaus von Cittiglio gebracht. Wie viel haben Sie dann noch mitbekommen?
Worrack: "Eigentlich alles. Sie haben mich in Cittiglio eingeliefert und ich habe da erstmal ewig rumgelegen, weil sich keiner gekümmert hat. Dann haben sie mich geröntgt, nur natürlich nichts gesehen, weil am Rücken ja nicht groß etwas war. Aber ich hatte richtig starke Schmerzen und nach einer Weile sind sie vom Rücken in den Bauch gewandert, bis ich mich vor Schmerz übergeben habe. Dadurch wurden sie aufmerksam, haben mich in den CT geschoben und von da sofort in den Notarztwagen zur Not-OP in Varese - sofort in den OP rein."

War Ihnen bewusst, wie ernst es war?
Worrack: "Ein bisschen was habe ich mitbekommen. Ich musste auch noch vor der OP Sachen unterschreiben und habe gehört, wie Beth (Duryea, die 2. Sportliche Leiterin von Worracks Canyon-SRAM-Team) mit dem Arzt gesprochen hat. Da habe ich schon auch mitgekriegt, dass es an der Niere liegt und dass sie sie rausnehmen. Aber ich war schon kurz vor der Narkose und hatte so Schmerzen..."

Es ist gut ausgegangen und es wäre toll, Sie wieder auf dem Rad zu sehen. Aber viel wichtiger ist, dass Sie sich erholen - deshalb wünsche ich jetzt erstmal vor allem eines: Gute Besserung!

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.05.2024Vollering will nach “großartigem Mai“ ihre Form weiter verbessern

(rsn) – Nachdem sie lange auf ihren ersten Saisonsieg hatte warten müssen, ist bei Demi Vollering (SD Worx – Protime) in Spanien der Knoten geplatzt. Innerhalb von gerade mal drei Wochen entschie

19.05.2024Vollering vollendet mit Solosieg ihr Spanien-Triple

(rsn) - Mit einem Sieg auf der 4. und finalen Etappe der Burgos-Rundfahrt der Frauen fixierte Demi Vollering (SD Worx – Protime) den Gesamtsieg in eindrucksvoller Manier. Die Niederländerin attacki

18.05.2024Wiebes holt sich ihren Sprintsieg, Vollering bleibt vorn

(rsn) – Nachdem sie sich zum Auftakt der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) mit Rang drei hatte begnügen müssen, hat Top-Favoritin Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) auf der 3. Etappe nichts anbrenn

17.05.2024Brand und Co. stoppen bei Sturzopfern und verlieren viel Zeit

(rsn) – Nach dem schweren Sprint-Crash im Finale der 1. Etappe der Vuelta a Burgos Femina haben vier Fahrerinnen angehalten, um nach den Gestürzten Elisa Balsamo (Lidl – Trek) und Sofia Bertizzol

17.05.2024Bertizzolo bricht sich bei Sprint-Crash in Burgos den Arm

(rsn) – Neben Elisa Balsamo (Lidl – Trek) hat sich auch das zweite Opfer des furchtbaren Sturzes im Sprint-Finale der 1. Etappe bei der Vuelta a Burgos Femina Knochenbrüche zugezogen: Sofia Berti

16.05.2024Henttala fängt in Burgos Schrempf kurz vor dem Ziel noch ab

(rsn) – Nur um wenige Meter hat Carina Schrempf (Fenix – Deceuninck) zum Auftakt der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) ihren zweiten Profisieg verpasst. Die Österreichische Meisterin hatte gut zwei

15.05.2024Eine Wienerin beim Debüt im Bergtrikot: Valentina Cavallar

(rsn) - Um gerade einmal drei Punkte verpasste Valentina Cavallar (Arkea – B&B Hotels) am vergangenen Wochenende den Gewinn der Bergwertung bei der Itzulia Women (2.WWT) im Baskenland, da Demi Volle

14.05.2024Kerbaol lässt Muzic und Co. bergab stehen und siegt in Durango

(rsn) – Das deutsche Women´s WorldTeam Ceratizit – WNT hat mit der Französin Cédrine Kerbaol seinen fünften Saisonsieg eingefahren. Die 22-jährige Bretonin gewann am Dienstag das baskische Ei

12.05.2024Vollering stürmt mit 30-km-Solo am letzten Tag ins Gelbe Trikot

(rsn) – Mit einem Solo über gut 30 Kilometer hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) am letzten Tag der 3. Itzulia Women (2.WWT) ihrer Teamkollegin Mischa Bredewold das Gelbe Trikot noch abgenomme

11.05.2024Bredewold verteidigt Gelb mit Stil und holt zweiten Itzulia-Sieg

(rsn) – Mischa Bredewold (SD Worx – Protime) hat ihr auf der 1. Etappe erobertes Führungstrikot am zweiten Tag der Itzulia Women (2.WWT) nicht nur verteidigt, sondern sich nach 104 Kilometern vor

10.05.2024Bredewold baut makellose Itzulia-Serie von SD Worx aus

(rsn) – Mischa Bredewold hat ihrem Team SD Worx – Protime einen grandiosen Auftakt zur 3. Itzulia Women (2.WWT) beschert. Die Europameisterin aus den Niederländerin entschied die 1. Etappe über

09.05.2024Ludwig: “Dachte so oft, dass ich nie einen Profisieg hole“

(rsn) – Hannah Ludwig hat geschafft, woran sie selbst nicht geglaubt hat. Die 24-Jährige aus Traben-Trarbach machte am Mittwoch den Tag für ihr Team Cofidis perfekt. Nachdem kurz zuvor Benjamin Th

Weitere Radsportnachrichten

21.05.2024Großschartner: “Pogacar wird auch der große Tour-Favorit sein“

(rsn) – Angesichts von fast sieben Minuten Vorsprung kann Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) die letzte Woche des 107. Giro d´Italia vergleichsweise entspannt angehen. Bislang hatte der Slowene das

21.05.2024“Es ist 2024!“ - CPA fordert Streichung des Umbrailpasses

(rsn) – Wenige Stunden vor dem Start der 16. Giro-Etappe gibt es offensichtlich doch noch keine Einigung zwischen der Fahrervereinigung CPA und dem Veranstalter RCS Sport darüber, wie auf die gemel

21.05.2024Umbrailpass zu Beginn, steile Rampe zum Schluss

(rsn / ProCycling) – Nachdem sich die Teilnehmer des Giro am Vortag etwas Ruhe gönnen konnten, geht es auf der 16. Etappe mit aller Härte weiter. Die Fahrer werden mit gnadenloser Berggewalt konf

21.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 16. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

20.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die

20.05.2024Weitere Einschränkungen für die 16. Giro-Etappe drohen

(rsn) – Bereits in der vergangenen Woche wurde der Streckenverlauf der über den Stelvio führenden 16. Giro-Etappe entschärft. Wegen Lawinengefahr nahm RCS Sport die Überquerung des 2.757 Meter

20.05.2024Algerien: Peschges auf zwischenzeitlich neutralisierter Etappe Dritter

(rsn) - Marcel Peschges hat dem Team Embrace The World auf der 9. Etappe der Algerien-Rundfahrt (2.2) die nächste Podiumsplatzierung beschert. Der 27-Jährige sprintete Peschges in Annaba hinter dem

20.05.2024Müller sprintet bei Paris-Troyes aufs Podium

(rsn) – Tobias Müller (rad-net Oßwald) hat bei Paris – Troyes (1.2) sein erstes UCI-Podium der Saison eingefahren. Der 20-Jährige musste sich in Troyes nach 180 Kilometern im Sprint nur dem Au

20.05.2024Die Tour im Blick: Hält sich Pogacar in letzter Giro-Woche zurück?

(rsn) – Spätestens seit seiner Vorstellung auf der Königsetappe des 107. Giro d’Italia bestehen keinerlei Zweifel mehr daran, dass nur noch ein Sturz oder eine Krankheit den Gesamtsieg von Tadej

20.05.2024Nur Groenewegen in Tongeren schneller als Ballerstedt

(rsn) – Maurice Ballerstedt (Alpecin – Deceuninck) hat bei der Ronde van Limburg (1.1) nur knapp seinen ersten Profisieg verpasst. Der 23-jährige Berliner musste sich bei dem belgischen Eintagesr

20.05.2024Weniger Stürze mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz?

(rsn) - Der Radsport wird technologisch immer ambitionierter. Das betrifft etwa die Materialentwicklung. Fünf Ingenieure sitzen etwa bei Colnago ganzjährig daran, die Arbeitsgeräte von Tadej Pogaca

20.05.2024Bora - hansgrohe: In der dritten Giro-Woche alle für Martinez

(rsn) – Bisher läuft der 107. Giro d´Italia für Daniel Felipe Martinez (Bora – hansgrohe) voll nach Plan. Der Neuzugang aus Kolumbien hat sich bei der ersten Grand Tour des Jahres voll auf die

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)