Erster Teil des großen Interviews zum Karriereende

Teutenberg: „Auf gar keinen Fall Whisky!“

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Ina-Yoko Teutenberg wird Deutsche Meisterin 2011. | Foto: ROTH

28.10.2013  |  (rsn) - Zehn Tage ist es her, dass über eine Pressemitteilung ihres Teams Specialized-Lululemon das Karriereende von Ina-Yoko Teutenberg bekannt gegeben wurde. Mit Radsport News sprach die 38-Jährige, die im März bei der "8 van Dwingeloo" aufs Gesicht gestürzt war und wegen den Folgen der dabei zugezogenen schweren Gehirnerschütterung seitdem nicht mehr richtig trainieren konnte, über ihre Laufbahn, ihre Zukunft und nötige Veränderungen in ihrem Sport. Das Interview lesen Sie heute und morgen in zwei Teilen.

Frau Teutenberg, mögen Sie Whisky?
Ina-Yoko Teutenberg: „Ne, ich trinke sicherlich gerne mal ein Bier, aber Whisky habe ich eigentlich in meinem Leben noch so gut wie nie getrunken.“

Interessant, denn als anlässlich Ihres Karriereendes vergangene Woche auf Twitter Erinnerungen an Ihre Laufbahn ausgetauscht wurden, hat Laura Weislo erzählt, dass Ina-Yoko Siege gerne mit Whisky gefeiert hätte.
Teutenberg: „Ja, also Bier könnte schon mal sein - das wird auch immer wieder passiert sein. Aber Whisky auf gar keinen Fall!“ (lacht)

Grundsätzlich hätte es aber genug Anlässe dazu gegeben. Viele haben in den letzten Tagen von mehr als 200 Karrieresiegen geschrieben. Wissen Sie selbst eigentlich, wie oft Sie gewonnen haben?
Teutenberg: „Ne, das weiß ich gar nicht. Ich weiß auch nicht, wo diese 200 herkommen - ob das in meinem Erwachsenenleben war oder inklusive meiner Kindheit? Aber im Endeffekt ist das ja egal.“

Können Sie denn einen ganz besonderen Erfolg hervorheben?
Teutenberg: „Ja, auf jeden Fall würde ich da das Mannschaftszeitfahren bei der WM im letzten Jahr nennen. Das ist ein ganz spezielles Rennen, weil da wirklich alle gemeinsam am Limit fahren. Das tun wir zwar oft - aber dort dürfen dann eben auch alle zusammen aufs Podium. Deshalb war das sicherlich einer der schönsten Siege. Sicher war auch mein Erfolg bei der Flandern-Rundfahrt speziell, aber das Mannschaftszeitfahren war ein Riesenereignis.“

Und gibt es ein Rennen, das Sie noch gerne gewonnen hätten?
Teutenberg: „Klar, WM und Olympia - wer will das nicht gewinnen?“

Wäre das auch ein Grund gewesen, vielleicht doch noch weiterzufahren?
Teutenberg: „Das habe ich schon in Erwägung gezogen. Aber ich hatte bei der WM 2011 die Möglichkeit und bin Dritte geworden. An dem Tag habe ich es eben nicht hingekriegt zu gewinnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass in meiner Laufbahn nochmal eine flache WM-Strecke kommt, wenn ich noch ein, zwei oder drei Jahre weitergefahren wäre, ist ja nicht groß. Es hat eben nicht sein sollen - genau wie letztes Jahr bei Olympia, wo ich gerade so an der Medaille vorbeigeschrammt bin. Und für diese kleine Chance jetzt noch drei Jahre weiterzufahren, wenn der Kopf nicht will? Das geht nicht.“

Wenn wir Ihren schweren Sturz im März außen vor lassen, können Sie auch den schlimmsten Moment oder die größte Enttäuschung Ihrer Karriere benennen?
Teutenberg: „Tiefschläge gehören zum Sport eben dazu und da muss man sich durchkämpfen. Aber es gab sicherlich größere Enttäuschungen - man lernt sehr schnell seine Freunde und seine Feinde kennen.“

Können Sie da konkreter werden?
Teutenberg: „Ne, das ist so lange her - das lohnt sich einfach nicht. Es ist ja im normalen Leben auch so, und im Endeffekt wird man dadurch nur stärker. Das ist alles ein normales Auf und Ab. Und am Ende lernt man die Leute kennen, auf die man sich wirklich verlassen kann.“

Zu diesem Umfeld, auf das Sie sich in den letzten Jahren verlassen konnten, gehören auch Ronny Lauke und Kristy Scrymgeour, die Verantwortlichen bei Specialized-Lululemon, mit denen Sie während der Verletzungspause viel gesprochen haben, und die, wie Sie sagten, Ihnen keinen Druck gemacht haben. Wann ist denn die Entscheidung zum Karriereende gefallen?
Teutenberg: „Eigentlich schon Anfang September. Dann kam nochmal die WM, als mir so ein bisschen das Ziel in meinem Leben gefehlt hat - und inzwischen fahre ich ja auch wieder ganz gerne Fahrrad, was während der Saison nicht ging. Deshalb habe ich dann nochmal überlegt, ob ich nicht doch noch weitermachen soll. Aber als ich versucht habe, nochmal richtig mit dem Training anzufangen, hatte ich keine Lust mehr.“

Aber gesundheitlich ginge es inzwischen wieder? Denn das sah im Sommer ja noch ganz anders aus...
Teutenberg: „Ich bin in den letzten Wochen schon relativ viel Rad gefahren, aber absolut nicht in dem Maße, wie es ein normales Training vorsehen würde. Deshalb weiß ich ehrlich gesagt immer noch nicht, ob ich wieder hundertprozentig einsteigen könnte. Es kann auch sein, dass das mental bedingt ist und ich einfach denke, dass es nicht geht. Es war in diesem Jahr immer wieder so, dass ich überlegt habe, ob das jetzt die Krankheit ist oder ob ich das vielleicht überanalysiert habe und es meinem Kopf gar nicht so schlimm geht. Das ist wirklich komisch: Bei einem gebrochenen Knochen sieht man etwas, aber was im Kopf los ist, da können auch Experten nichts sagen. Dazu kamen dann noch tierisch viele private Probleme und deshalb wusste ich dann oft einfach nicht, woran es lag.“

Die Überlegung, das Rad an den Nagel zu hängen, gab es ja schon vor dem Jahr 2013. Haben Sie inzwischen bereut, weitergemacht zu haben?
Teutenberg: „Nein. Ich wollte eigentlich letztes Jahr aufhören, aber dann hat es mir doch noch so viel Spaß gemacht, dass ich weiterfahren wollte. Und ich denke, wenn ich nicht gestürzt wäre, dann wäre ich wieder reingekommen - auch wenn ich im Januar und Februar Motivationsprobleme hatte. Das ist ja das Gute, wenn man eine Mannschaft um sich herum hat. Als ich endlich in Europa angekommen bin und mit dem Team beim ersten Rennen war, da war auch das Kribbeln wieder da - naja und 70 Kilometer später lag ich dann auf der Fresse und dann war’s vorbei. Aber ohne den Sturz hätte ich die Entscheidung weiterzufahren bestimmt nicht bereut.“

In der Pressemitteilung zum Karriereende hieß es: „Ich freue mich auf das Leben nach dem Rennfahren und auf eine neue Karriere.“ Wie könnte diese neue Karriere denn aussehen? Schon etwas in Aussicht?
Teutenberg: „Nein, nicht wirklich. Aber das habe ich dieses Jahr gelernt: Ich muss jetzt erstmal alles auf mich zukommen lassen. Ich werde versuchen, mit dem Team etwas zu machen und vielleicht die amerikanischen Rennen leiten - so dass ich den Mädels etwas helfe und auch selbst nicht ganz weg bin. Und nebenher werde ich dann ausprobieren, was ich sonst noch machen kann.“

Eine Zukunft im Radsport wäre also vorstellbar?
Teutenberg: „Vor dem Jahr hätte ich gesagt: Nie im Leben. Aber durch meinen Sturz habe ich schon gemerkt, dass die Radsport-Gemeinschaft mir helfen wollte - auch viele Leute, die ich gar nicht richtig kannte. Da hat sich meine Sichtweise geändert. In der letzten Woche waren wir, weil unser Team in Verbindung mit „Right To Play“ (einer Entwicklungshilfe-Organisation, die mit Hilfe von Sport die Lebensqualität von Kindern in Krisengebieten verbessern will, d. Red.) steht, bei ein paar Inner-City-Cycling-Programmen und haben uns die angeschaut. Ich muss sagen, sowas könnte ich mir auch vorstellen - also nicht unbedingt im Leistungssport, sondern an der Basis. Aber ich muss mich erstmal finden und auch herausfinden, was man da machen kann.“


Im zweiten Teil des Interviews tauchen wir morgen tiefer ein in Teutenbergs Ansichten zu ihrem Sport. Unter anderem zeigt sie dann konkret auf, wie dem Frauen-Radsport geholfen werden könnte, erklärt warum Frauenrennen besser sind als Männerrennen und spricht auch über die Zukunftschancen der weiblichen deutschen Radprofis.

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