„Et ass eng ganz speziell Course“

„Et ass eng ganz speziell Course“
(Tageblatt-Archiv/Jeff Lahr)

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Die Schleck-Brüder nehmen ab Sonntag an der Trofeo Mallorca, einem Rennen über fünf Etappen, teil. Vor allem Frank Schleck ist trotz seiner rezenten Operation an der Schulter durchaus einiges zuzutrauen.

Der 30-Jährige bremst aber allzu hoch geschraubte Erwartungen, wohlwissend, dass sowohl er als auch sein Bruder Andy ganz andere Ziele vor Augen haben.

Tageblatt: Am Wochenende beginnt auch für dich und deinen Bruder Andy die sportliche Saison 2011. Zunächst aber einen kurzen Blick zurück auf dein sportliches und privates Jahr 2010.

Frank Schleck: „Was die Familie anbelangt, so hat mir das Jahr 2010 sehr viel Freude bereitet. Das Kapitel Tour de France habe ich abgehakt. Solche Sachen (Stürze und Verletzungen, d. Red.) gehören nun mal zum Radsport dazu. Es war aber keine einfache Situation für mich. Ich war gut drauf, war wohl in der Form meines Lebens. Ich hatte vorher die Tour de Suisse gewonnen und es hätte eine gute Tour de France werden können …
Meine Familie und die Geburt meiner Tocher (Leea, d. Red.) haben mich sehr motiviert. Martine und ich, wir hatten sehr viel Glück, unsere Tochter bereitet uns absolut keine Probleme, ‚et ass wierklech e ganz léift Meedchen‘. Ich muss Martine auch danke sagen, sie hat mich immer schlafen lassen, ich musste kein einziges Mal nachts aufstehen. ‚Hatt huet alles am Grëff‘. Deshalb haben wir am Ende der Saison auch zehn Tage gemeinsamen Urlaub auf Curaçao verbracht. Ohne Leea, die bei unseren Eltern war.“

2010 war damit aber noch nicht zu Ende …

„Ja, die neue Mannschaft, die Vorstellung und all das, das war schon ziemlich stressig. Es ging alles sehr schnell.“

Das Team wurde vor knapp einem Monat offiziell vorgestellt und jetzt stehen – nach der Tour Down Under – die ersten Rennen vor der Tür. Was ist vom Team und dir selbst zu erwarten?

„Ich sage es ganz deutlich: Man soll nicht zu viel erwarten. Wir trainieren ganz klar auf die Saisonhöhepunkte hin. Also für die ‚Flandriennes‘ und die Klassiker. Dort wollen wir vorne dabei sein. Ich sage aber nicht, dass wir auf Mallorca oder in Katar nicht auch gewinnen können. Das nicht. Auf Mallorca geht es für viele darum, zu sehen, wo sie stehen. Die ganz großen Kaliber werden noch nicht rausgeholt. ‚Et muss een sech seng Kären a seng Energie halen, fir dass d’Form bei deene ganz grousse Courssen do ass.’“

Und was ist beispielsweise mit Fabian Cancellara bei den Renen in Katar und in Oman, wo er letztes Jahr triumphiert hat?

„Canci kann sicherlich jetzt schon Resultate machen, auch wenn er ebenfalls nicht auf diese Rennen hintrainiert. Er ist einer der wenigen, die das können. Er ist schwer, hat die Kraft, um auch so ganz oben zu stehen. Es gibt nur einen auf der Welt wie ihn, und der ist in unserer Mannschaft. So wie letztes Jahr in Oman: Wenn er bei den Etappen, die im Sprint enden, im Peloton ist und dann beim abschließenden Zeitfahren vorne ist, steht er automatisch auch auf dem Podium. Und er ist dieses Jahr sogar etwas besser drauf als letztes Jahr zum gleichen Zeitpunkt.“

Weißt du schon, welche der fünf Etappen du auf Mallorca fahren wirst? (Die Teilnehmer müssen nicht an sämtlichen fünf Etappen teilnehmen, d. Red.)

„Die beiden ersten und die vierte Etappe werde ich fahren, nicht die dritte und auch nicht die letzte Etappe. Letztes Jahr hatte ich mit dieser Wahl Glück, da auf der dritten Etappe ein Gewitter wütete. Damals sind nur knapp ein Dutzend Fahrer die Etappe zu Ende gefahren.“

Die vierte Etappe hat es in sich …

„Deshalb lasse ich ja die dritte aus, um für diese Etappe frisch zu sein (lächelt). Abwarten, schließlich bin ich auch erst vor kurzem operiert worden.“

Wie steht es mit deiner Schulter?
„Die Operation ist wirklich gut verlaufen. Aber klar, so etwas steckt man nicht einfach so weg. Die Anästhesie, die Fäden sind noch nicht gezogen worden, es zieht alles noch ein klein wenig. Deshalb ist es hier auf Mallorca nun vor allem wichtig, nicht zu stürzen. Es geht vor allem darum, die Form aufzubauen, Speed zu trainieren, Rennkilometer zu bekommen.“

Wie würdest du die Trofeo Mallorca beschreiben?

„’Et ass eng ganz speziell Course, mat komesche Bierger, déi net ganz laang sinn.‘ Da kannst du auch sehr schnell hochfahren, oben angekommen, drehst du dich dann um und hast dennoch 50 Fahrer in deinem Rad. Für sehr viele Fahrer wird es das erste Saisonrennen sein. Es werden viele Neuprofis starten, denen noch die Erfahrung im Peloton fehlt. Das macht das Ganze noch gefährlicher.“

Und welche Erinnerungen hast du an Mallorca?

„Eigentlich habe ich sehr gute Erinnerungen an dieses Rennen. Ich bin schon oft hier gestartet und bin oft unter den ersten zehn angekommen. Wie auch letztes Jahr.“


Lass uns ein wenig nach vorne blicken: Paris-Nice. Du hast doch bestimmt auch schon einen Blick auf die verschiedenen Etappen geworfen. U.a. wartet bei der 6. von acht Etappen ein Einzelzeitfahren über 27 km auf euch.

„Ja, ich habe mir den Etappenplan angeschaut und kann sagen, dass kein Profil mir zu 100 Prozent zusagt. Ich behaupte – obwohl ein, zwei schwere Berge zu fahren sind –, dass Paris-Nice dieses Jahr im Zeitfahren entschieden wird.“

Was bedeutet das für dich?

„Bis dahin ist noch ein Monat Zeit und Paris-Nice ist mir eigentlich noch immer recht gut gelungen. Wie ich bereits mehrmals gesagt habe, fahre ich nicht dahin, um dort unbedingt ein gutes Resultat zu machen. Wenn aber die Form stimmt und das Selbstvertrauen da ist … Wenn nicht, werde ich für Jakob Fuglsang oder Maxime Monfort arbeiten. Unsere Teamkameraden helfen uns so oft im Jahr. Wir können ihnen das nur ein paar Mal im Jahr zurückgeben. Demnach …“