ZEIT ONLINE: Herr Armstrong, wie fühlen Sie sich als 37-Jähriger nach den ersten 793 Rennkilometern in den Beinen?

Lance Armstrong: Ich habe die Bestätigung, dass ich nach dreieinhalb Jahren Pause noch Rennen auf hohem Niveau fahren kann. Es gab zwar Momente während der Tour Down Under, da habe ich gelitten. Dann habe ich mich daran erinnert: "Lance, es ist Januar und noch nicht Mai oder Juli."

ZEIT ONLINE: Wie wurden Sie im Peloton aufgenommen?

Armstrong: Es war angenehm, wieder dabei zu sein und ein paar altbekannte Gesichter wiederzusehen. Mit keinem Fahrer hatte ich während der Etappen einen Disput. Auch nicht mit den Franzosen. In Gesprächen mit jungen Fahrern wie dem 19-jährigen Talent Jack Bobridge oder auch mit Greipel hatte ich das Gefühl, die haben Respekt. Sie haben mich begrüßt: "Welcome back."

ZEIT ONLINE: Einer wie André Greipel erlebt in Deutschland schlimme Zeiten. Die Stimmung gegen den Radsport ist geradezu feindlich nach all den Dopingskandalen.

Armstrong: Ich habe zum Teil Verständnis dafür. Die Leute hatten sich in Deutschland sehr für den Radsport engagiert. Mit Investitionen und Emotionen. Diese Leute fühlen sich jetzt verraten.

ZEIT ONLINE: Ihre Rückkehr liefert dem staatlichen Fernsehen ARD und ZDF ein zusätzliches Argument, die Tour de France nicht zu übertragen.

Armstrong: Ich habe darüber mit dem Vorsitzenden der European Broadcasting Union gesprochen, einem Deutschen. Ich habe ihm gesagt: "Sorry, ich werde die Tour fahren. Und ich tue das für einen großen Zweck, die Krebs-Kampagne." Er hat mich gefragt, ob ich dennoch sportlich erfolgreich sein wolle. Ich habe geantwortet: "Ja. Und was immer Sie und Ihr Land auch davon halten: Ich komme zur Tour". Ich habe das Gefühl, er hat mich verstanden.

ZEIT ONLINE: War Ihr Gesprächspartner Fritz Pleitgen?

Armstrong: Ja.

ZEIT ONLINE: Wann und wo hat das Gespräch stattgefunden?

Armstrong: Ich habe mir seine Telefonnummer im Internet besorgt und ihn im vergangenen Monat angerufen.

ZEIT ONLINE: In Deutschland starteten Sie bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt nach Ihrem Sieg über den Krebs 1998 Ihr erstes Comeback. Wie sehen Sie die Situation heute?

Armstrong: Ich hoffe die Einstellung in Deutschland ist nicht "feindlich". Aber was dort mit dem Radsport geschieht, ist schon ein Drama.

ZEIT ONLINE: Auch bedingt durch ihr Comeback herrscht in Deutschland, ähnlich wie in Frankreich, eine negative Stimmung im Radsport. Seit der Dopinganschuldigung von L'Equipe, der französischen Tagessportzeitung, die wie die Tour zum Amaury-Konzern gehört, im Jahr 2005 stehen Sie in der Kritik.