Interview mit Rabobanks Sportlichem Leiter

Dekker: Mentschow kann die Tour gewinnen

Foto zu dem Text "Dekker: Mentschow kann die Tour gewinnen"
Erik Dekker (Sportlicher Leiter Rabobank) Foto: Christoph Adamietz

07.06.2008  |  (rsn) - Am Rande der Luxemburg-Rundfahrt konnte Radsport News ein ausführliches Interview mit Erik Dekker führen, dem Sportlichen Leiter von Rabobank. Dekker zeigte sich mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden, "auch wenn ein paar Siege fehlen". Außerdem äußerte sich der 37-jährige Niederländer zur Entwicklung von Neuzugang Paul Martens, über die Tour-Chancen von GrischaNiermann und den großen Tour-Ambitionen von Denis Mentschow.

Wie fällt die bisherige Rabobank-Bilanz aus?

Dekker:Eigentlich ziemlich gut. Wir wurden mit Denis Mentschow Fünfter beim Giro und bei den Klassikern waren wir auch gut. Wir hatten leider ziemlich viele verletzte Fahrer, dafür können wir mit unserem Abschneiden bisher zufrieden sein. Unsere Kapitäne sind gut drauf und auch die jungen Fahrer haben überzeugen können. Das einzige, was ein bisschen fehlt, sind die Siege. Wir konnten noch nicht so viele Rennen gewinnen. Radsport geht über gewinnen, und wir gewinnen zur Zeit nicht besonders oft. Allerdings geht jetzt die Vorbereitung auf die Tour de France los, dem wichtigsten Rennen der Saison. Da wäre es sinnvoller, eine Bilanz erst Ende Juli zu ziehen. Dann wird abgerechnet.

Beim Giro d`Italia stand Graeme Brown im Mittelpunkt der Kritik von Erik Breukink. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?

Dekker:Ich habe schon in letzter Zeit gesehen, dass es bei Graeme im Sprint nicht so rund lief. Ich habe die Kritik von Breukink auch gelesen und wo er Recht hat, hat er Recht. Da müssen wir schauen, dass das nächstes Jahr besser läuft. Dennoch war der Giro aus unserer Sicht super. Wir sind dort eigentlich noch nie gut gefahren und mit Denis Mentschow auf Platz fünf können wir absolut zufrieden sein, zumal es nur Vorbereitung auf die Tour de France war.

Wer war bisher die positive Überraschung bei Rabobank, wer hat enttäuscht?

Dekker:Als leise Enttäuschung würde ich Graeme Brown nennen. Positiv überrascht haben mich die jungen Fahrer. Vor allem Sebastian Langeveld möchte ich hier namentlich heraushaben. Auch Robert Gesink ist stark gefahren. Das gilt auch für Thomas Dekker.

Wie bewerten Sie die Entwicklung von Paul Martens in seinen ersten Monaten bei Rabobank?

Dekker:Bei Paul läuft es mittlerweile sehr gut. Er hatte am Anfang ein paar Schwierigkeiten. Seit der Kalifornien-Rundfahrt ist er aber immer besser geworden. Im Moment macht er eine kleine Pause, dann geht es für ihn mit Veendahl-Veenendahl weiter, und speziell für die anschließende Ster Elektrotoer ist er sehr motiviert. Das ist ein Rennen, was ihm liegt. Dort werden wir sehen, ob er den Giro gut verkraftet hat. Er ist sehr aggressiv gefahren, hat schön für die Mannschaft gearbeitet und mit dem vierten Platz unsere beste Etappenplatzierung herausgefahren. Das hat mir gefallen.

Wie wird die Tour-Vorereitung aussehen und wie viele Fahrer sind schon fix?

Dekker:Wir haben 14 Fahrer im erweiterten Aufgebot. Natürlich hat man seine 9 oder 10 Fahrer im Kopf, die die Plätze bekommen. Man weiß aber nie, was passiert. Vielleicht stürzt noch jemand oder verliert seine Form. Zur Vorbereitung fahren wir natürlich die Dauphiné und die Tour de Suisse. Mentschow wird aber nicht mehr starten. Er geht stattdessen in die Pyrenäen und Alpen trainieren.

Wird Grischa Niermann in Brest am Start stehen?

Dekker:Seine Chancen würde ich zur Zeit bei 50 Prozent sehen.

Richtet Rabobank bei der Tour alles auf Mentschow aus oder bekommt Sprinter Oscar Freire noch den einen oder anderen Helfer zur Seite gestellt?

Dekker:Oscar braucht nicht zwingend einen Helfer an seiner Seite. Aber er wird schon die nötige Unterstützung erhalten. Im Mittelpunkt steht aber natürlich Mentschow.

Trauen Sie Denis Mentschow bei der Tour den Gesamtsieg zu?

Dekker:Ich traue ihm schon das Podium zu. Und wenn man aufs Podium fährt, dann kann man auch gewinnen. Von den 200 Startern hat noch keiner die Tour gewinnen können. Evans ist vielleicht der große Favorit, aber auch er hat noch nie die Tour, noch nie eine dreiwöchige Rundfahrt gewonnen. Ich glaube, Denis wird der einzige Tour-Starter sein, der bereits eine große Landesrundfahrt gewinnen konnte. Das könnte ein kleiner Vorteil sein.

Philippe Gilbert, an dem auch Rabobank interessiert war, wechselt zu Silence-Lotto. Wie groß ist die Enttäuschung?

Dekker:Die Enttäuschung ist nicht sehr groß, auch wenn Gilbert ein großer Fahrer ist. Wir hatten Interesse, aber sein Interesse an Rabobank hielt sich in Grenzen. Ich verstehe, dass er als Belgier zu einer belgischen Mannschaft wechseln wollte. Da hatten wir keine große Chance. Wir hätten nur Aussichten gehabt, wenn wir ihm viel mehr Geld geboten hätten. Das haben wir aber nicht getan.

Gibt es Gespräche mit anderen Fahrern für 2009?

Dekker:Es ist erst Juni und noch weit bis zur neuen Saison. Da gibt es noch keine konkreten Gespräche.

Wird Rabobank die Linie beibehalten und weiterhin auf Fahrer aus dem eigenen Nachwuchsteam setzen?

Dekker:Wir haben in den letzten drei Jahren aus der Nachwuchsmannschaft sehr gute Fahrer bekommen. Auch in diesem Jahr gibt es dort gute Fahrer. Es ist aber kein herausragender Fahrer dabei, der nächstes Jahr unbedingt zu den Profis muss. Wir werden noch einige Monate warten und dann sehen wir weiter. Vielleicht schafft es der eine oder andere. Das Problem ist aber: Wenn du fünf neue Fahrer holst, dann musst du auch fünf Fahrer abgeben. Wir sind mit den meisten Fahrern zufrieden, da gibt es nicht viel Spielraum.

Mit Erik Dekker sprach Christoph Adamietz

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

13.02.2009"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

(rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot

11.02.2009"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

(rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zus

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

03.06.2024Roglic gewinnt nicht die Etappe, aber ein gutes Gefühl

(rsn) – Den anvisierten Etappensieg verpasste Primoz Roglic am zweiten Tag des Critérium du Dauphiné. Doch unter den Klassementfahrern hat der Kapitän von Bora – hansgrohe nach der 2. Etappe tr

03.06.2024Zeitnahme-Auswertung hält Denz beim Dauphiné im Rennen

(rsn) – Nico Denz ist am Ende der 2. Etappe beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) auf dem Col de la Loge kurz vor dem letzten Teamfahrzeug von Bora – hansgrohe und dem Besenwagen ins Ziel gekommen.

03.06.2024Froome und Woods reagieren auf L´Equipe-Bericht

(rsn) – Chris Froome und Michael Woods haben über die Social-Media-Plattform X auf einen Bericht der L'Equipe reagiert, in dem am Montag nahegelegt worden war, es habe im vergangenen Jahr Meinungsv

03.06.2024Cort Nielsen spurtet im Nebel noch an Ausreißer Armirail vorbei

(rsn) – Für Bruno Armirail (Decathlon – AG2R La Mondiale) muss es der Nebel des Grauens gewesen sein, der im Ziel der 2. Etappe der Dauphiné-Rundfahrt (2.UWT) dicht über dem Col de la Loge hing

03.06.2024Ferrand-Prévot beendet MTB-Karriere nach dieser Saison

(rsn) – Pauline Ferrand-Prévot will im kommenden Jahr ins Straßen-Peloton zurückkehren. Das hat die Weltmeisterin im Cross-Country auf dem Mountainbike gegenüber Eurosport bestätigt. Die FranzÃ

03.06.2024Uijtdebroeks kehrt bei Tour de Suisse ins Peloton zurück

(rsn) – Nach seinem krankheitsbedingt frühen Aus beim Giro d´Italia (2.UWT) wird Cian Uijtdebroeks (Visma – Lease a Bike) am Sonntag bei der Tour de Suisse (2.UWT) wieder ins Renngeschehen zurü

03.06.2024Politt: Mit Pogacar-Rückenwind über Dauphiné und DM zur Tour

(rsn) – Auch wenn die 1. Etappe des Critérium du Dauphiné (2.UWT) den Sprintern vorbehalten zu sein schien und es am Ende auch zur erwarteten Massenankunft kam, so hat ein Deutscher im Finale des

03.06.2024Polin Mul gewinnt die Sportland NÖ Womens Tour

(rsn) – Mit einer schweren Bergankunft am Hochkar endete die Sportland NÖ Womens Tour in Niederösterreich am Sonntag. Österreichs einziges Etappenrennen für Frauen wurde von der Polin Malwina Mu

03.06.2024Froome in diesem Jahr angeblich für die Tour wieder gesetzt

(rsn) – Nach den großen Diskussionen um seine Ausbootung im vergangenen Jahr soll Chris Froome seinen Startplatz bei der Tour de France in diesem Jahr angeblich sicher haben. Das berichtet jedenfal

03.06.2024Bennett ging im Sprint gegen Pedersen die Kraft aus

(rsn) – Die Auftaktetapp des Critérium du Dauphiné (2.UWT) am Sonntag war die größte Chance für die Sprinter auf einen Tageserfolg im Verlauf der Woche bei der sogenannten Tour-Generalprobe. Un

02.06.2024Sprintzug nahe an der Perfektion: Pedersen holt Dauphiné-Auftakt

(rsn) - Der Auftakt des 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) wurde zur erwarteten Sprintershow. Nach 172,5 Kilometern rund um Saint Pourcain sur Sioule setzte sich am Ende der 1. Etappe der Däne Mads

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)