Radsport: Gesparte Körner, die Nase im Wind

(c) Gepa (Felix Roittner)
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Olympia-Starter Christian Pfannberger peilt beim Giro einen Etappensieg an.

Die Presse: Drei Top-Ten-Platzierungen bei drei Klassikern innerhalb einer Woche, Fünfter bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. Hat Österreich mit dem Judenburger Christian Pfannberger, 28, einen neuen Rad-Star?

Christian Pfannberger: Ich bin in dieser Saison schon 30 Rennen gefahren, aber erst bei den Klassikern werden die Leute hellhörig. Ich habe mir schon im Vorjahr in Italien einen Namen gemacht, da hat kaum jemand Notiz genommen, eben nur die Insider. Die Mannschaft (Team Barloworld) fährt für mich, ich kann auf meine eigene Kappe fahren. Ich will gar nicht sagen, dass ich besser in Form bin als in der Vergangenheit, der Unterschied beträgt vielleicht ein Prozent. Die Klassiker liegen mir offenbar so, dass ich ein gewaltige Freude habe. Die haben mir so getaugt, dass ich gar nicht absteigen wollte. Da ist eben Durchstehvermögen gefragt, über 200 km lang brauchst du die Nase erst gar nicht in den Wind stecken. Da heißt es Körnchen sparen, sonst siehst du am Schluss kein Licht.

Sie waren Militär-Weltmeister, Glocknerkönig, bestreiten aber auch viele Rundfahrten, haben den Giro del Capo in Südafrika gewonnen. Wo sehen Sie ihre wahren Stärken?

Pfannberger: Das muss ich erst herausfinden. Meine längste Rundfahrt hat elf Tage gedauert – nach dem Giro d'Italia (ab 10. Mai, Start in Palermo, Schluss-Tag 1. Juni) werden wir mehr wissen. Der Vorteil eines Tagesrennens ist, dass man leichter am Limit fahren kann. Wobei ich mich bei Lüttich-Bastogne-Lüttich dachte, ich fühle mich nicht gut. Unterm Strich war's ziemlich heftig, aber alle anderen waren auch total fertig. Zwei Tage habe ich daheim in Mödling gebraucht, um mich zu erholen.

Was darf man beim Giro und bei Olympia in Peking von Christian Pfannberger erwarten?

Pfannberger: Also nur mitfahren beim Giro, das ist mir zu wenig. Und nur ins Ziel kommen, das auch. Ich muss meine gute Form jetzt ausnützen – ich will einen Etappensieg feiern. Das ist noch keinem Österreicher gelungen. Meine Zukunft ist vorerst gesichert, ich kann ohne Druck fahren. Und genau dann bin ich am Besten. Von Peking weiß ich noch nicht allzu viel, ich kenne aber das Höhenprofil: Das ist ein Kurs für mich! Wer bei Olympia keine Medaille gewinnen will, der ist fehl am Platz.

Sie wurden im September 2004 wegen Dopings (Testosteron) für zwei Jahre gesperrt. Sind Sie nun clean?

Pfannberger: Ich hatte heuer bereits 6 Harntests und 3 Bluttests. Kein anderer Sport wird kritischer als der Radsport betrachtet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2008)

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