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Doping-Sünder Jörg Jaksche "Bleierne Zeit endlich vorbei"

Der internationale Radsportverband UCI zieht nach Informationen von stern.de seinen Einspruch gegen die Sperre des geständigen Dopingsünders Jörg Jaksche zurück. Der deutsche Radprofi war vom österreichischen Verband, unter dessen Lizenz der Wahl-Kitzbüheler fährt, nach seiner Beichte im Sommer 2007 für ein Jahr gesperrt worden.

Dagegen hatte die UCI vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS Beschwerde eingelegt mit dem Ziel, Jaksche noch länger aus dem Verkehr zu ziehen. Die überraschende Wende eröffnet dem derzeit arbeitslosen ehemaligen Telekom-Fahrer neue Perspektiven. Alle Rechtsunsicherheiten sind nun ausgeräumt. Jaksche, 31, ist ab dem 1. Juli wieder startberechtigt.

Herr Jaksche, wie haben Sie vom Rückzug der UCI erfahren?

UCI-Chef Pat McQuaid hat mich am Wochenende angerufen und mir seine Entscheidung persönlich mitgeteilt. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Jetzt ist diese bleierne Zeit endlich vorbei, ich kann wieder Pläne machen. Ab 1. Juli bin ich ein freier Mann und darf wieder Rennen fahren.

Wie erklären Sie sich die Kehrtwende der UCI? Hat McQuaid Ihnen gegenüber Gründe genannt?

Nein, hat er nicht. Aber es gab in der letzten Zeit schon leise Signale, dass die UCI ihre Politik ändern wird. Vor drei Wochen war ich in Aigle, Schweiz, und habe mit UCI-Vertretern gesprochen, da war schon klar, es tut sich etwas Gravierendes im Radsport. Ein Kronzeuge wie ich muss nicht länger über Gebühr büßen für seine Offenheit. Man hat endlich kapiert hat, dass Doping eine Krake mit vielen Armen ist. Ein System, das von Teamchefs, Betreuern, Ärzten und Sportlern getragen wird.

Spüren Sie jetzt so etwas wie Genugtuung? Die These vom Doping als Systemproblem predigen Sie ja schon seit vergangenem Sommer.

Ich habe keine Triumphgefühle, ganz sicher nicht. Es freut mich einfach, dass ein Umdenken einsetzt in meinem Sport. Und das ist ja nicht nur mein Verdienst. Die Operación Puerto in Spanien, das mutmaßliche Dopinglabor in Wien, die Freiburger Ärzte, die Telekom-Profis gedopt haben wer heute das Dopingproblem im Sport negiert, dem ist nicht mehr zu helfen, der muss in die Irrenanstalt. Der äußere Druck, die Geständnisse und aufgedeckten Dopingskandale, haben den Radsport verändert. Es gibt dort einen neuen Geist.

Hat dieser neue Geist Ihnen schon einen Job beschert?

Nein, aber es ist ja alles noch ganz frisch. Ich habe viele positive Gespräche geführt in den vergangenen Wochen und bin ganz optimistisch, bei einem guten Team unterzukommen.

Wie gut sind Sie denn selbst? Was für einen Jaksche bekommt denn ein Teamchef, der Sie einstellt?

Ich bin fit, ich habe den ganzen Winter trainiert. Der Abstand zu den Profis, die voll im Saft stehen, ist nicht groß. In der Toskana habe ich Alessandro Petacci und Mario Cipollini getroffen und bin mit denen ein paar Trainingseinheiten gefahren. Da konnte ich gut mithalten.

Reicht's schon für die Tour de France?

Ich würde bestimmt in Paris ankommen, aber als Wasserträger.

Interview: Christian Ewers print
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