Interview

McEwen: Ich will Mailand-San Remo gewinnen

Von Christoph Adamietz

11.08.2006  |  Robbie McEwen ist mit 34 Jahren in der Form seines Lebens. Der australische Sprinter gewann in dieser Saison jeweils drei Etappen bei Giro und Tour und sicherte sich in Frankreich zum dritten Mal das Grüne Trikot. Am Rand des Kriteriums in Lorsch fand McEwen Zeit zu einem ausführlichen Gespräch mit Radsport aktiv.

Robbie, die Radsportsaison neigt sich langsam dem Ende entgegen. Wie lief das Jahr bisher für Sie?

McEwen: Es war eine sehr lange Saison. Ich bin schon im Januar Rennen gefahren. Im März hatte ich einen schweren Sturz, bei dem ich mir eine Rippe brach. Das hat mich eine Zeit lang gehandicapt. Erst Ende April, als ich eine Etappe bei der Tour de Romandie gewinnen konnte, ist die gute Form langsam zurückgekommen. Ab diesem Zeitpunkt lief es wirklich perfekt für mich. Ich konnte drei Etappen beim Giro gewinnen, dazu gab es drei Etappenerfolge und das Grüne Trikot bei der Tour. Das war die beste Tour, die ich jemals gefahren bin. Giro und Tour waren meine Saisonhöhepunkte und ich habe meine Ziele alle erreicht.

Wie geht es jetzt für sie weiter?

McEwen: Ich habe lange überlegt, ob ich die Saison langsam ausklingen lassen soll. Jetzt habe ich mich aber entschieden, mich durch die letzten Wochen durchzubeißen.

Welche Rennen stehen noch in auf Ihrem Kalender?

McEwen: Ich werde bei der Vuelta starten. Ich habe dieses Jahr Etappen beim Giro und bei der Tour gewonnen. Jetzt möchte ich auch noch einen Vuelta-Etappensieg herausfahren. Dann wäre ich in einem Jahr bei jeder großen Landesrundfahrt erfolgreich gewesen. Das war schon immer ein großes Ziel von mir und in diesem Jahr stehen die Chancen wirklich gut, dass ich das schaffen kann.

Bei der Vuelta werden sie auch auf Alessandro Petacchi treffen…

McEwen: Dort werden noch viele andere gute Sprinter sein. Oscar Freire ist in sehr gut in Form, wird Thor Hushovd ein starker Konkurrent sein. Für Alessandro hoffe ich, dass er sich von seiner Knieverletzung erholt hat und schon wieder so guter Form ist, dass es zu spannenden Duellen kommt.

In der nächsten Saison müssen Sie ohne Ihren Anfahrer Geert Steegmans auskommen. Ist das eine große Schwächung?

McEwen: Ich hätte ihn wirklich gerne weiter im Team behalten. Es sieht aber so aus, als ob er uns in Richtung Quick.Step verlässt. Der Wechsel scheint so gut wie sicher zu sein. Jetzt muss ich mich nach anderen Fahrern umschauen, die mir den Sprint anziehen werden.

Was haben Sie sich für die kommende Saison vorgenommen? Vielleicht ein paar Frühjahrsklassiker?

McEwen: Eines meiner großen Ziele ist ein Sieg bei Mailand – San Remo. Das Rennen ist für mich aber eigentlich zu früh in der Saison. Zu Beginn des Jahres habe ich meistens irgendwelche Krankheiten oder bin verletzt. Vielleicht läuft es aber nächstes Jahr besser. Ich sehe mich aber nicht als Klassikerfahrer. Dort kann ich unter die ersten 10 oder 15 fahren. Ich möchte gewinnen, und das kann ich in Sprints eindeutig am Besten.

Werden Sie auch wieder den Giro und die Tour fahren?

McEwen: So habe ich es geplant. Meine Stärken liegen eindeutig im Sprintbereich. Also sind Giro und Tour die idealen Rennen für mich. Auf diese Rennen lege ich auch weiterhin mein Hauptaugenmerk.

Sie sind jetzt 34 Jahre alt. Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

McEwen: Ich werde mindestens noch für zwei Jahre aktiv bleiben, denn so lange läuft mein Vertrag mit Davitamon-Lotto. 2008 bin ich 36 Jahre und werde schauen, wie ich mich dann fühle. Vielleicht hänge ich noch ein weiteres Jahr dran. Es kann aber auch sein, dass ich meine Karriere, wenn dieser Vertrag ausgelaufen ist, beende und nach Australien zurückkehre.

Gibt es noch ein ganz bestimmtes Rennen, dass sie in den letzten Jahren ihrer Karriere unbedingt gewinnen wollen?

McEwen: Ganz klar, die Straßenweltmeisterschaft. 2002 habe ich den Sieg knapp verpasst. In diesem Jahr ist der Kurs leider nicht auf mich zugeschnitten und auch im nächsten, wenn die WM in Stuttgart ausgetragen wird, ist die Strecke nicht wirklich perfekt für mich.

Wer ist ihr bester Freund im Fahrerfeld?

McEwen: Das ist mein Teamkollege Nick Gates. Wir sind schon seit 14 Jahren befreundet. Es ist einfach schön, wenn der beste Freund im selben Team fährt. Wir kennen uns schon so lange, dass wir uns blind vertrauen. So macht das Radfahren viel mehr Spaß.

Was bedeutet es für Sie Rennen in Deutschland zu bestreiten?

McEwen: Es sind immer sehr viele Zuschauer da und sie sind wirklich sehr enthusiastisch. Besonders gefällt mir, dass die Zuschauer jeden Fahrer anfeuern und nicht nur die deutschen Starter. Ich habe auch sehr viele deutsche Fans und bekomme sehr viel Post von ihnen. Es ist schön hier Rennen zu fahren, weil ich weiß, dass ich viele Anhänger in Deutschland habe.

Was halten Sie von Jens Voigt?

McEwen: Jens ist einfach der Wahnsinn. Er attackiert die ganze Zeit, in jedem Rennen. Immer wenn er auf dem Rad sitzt, muss er attackieren. Ich glaube, er attackiert sogar bei Trainingsfahrten.

Könnten Sie sich vorstellen für ein deutsches Team zu fahren oder hatten sie in der Vergangenheit Angebote?

McEwen: Natürlich könnte ich es mir vorstellen. Ich kenne viele der deutschen Fahrer und komme sehr gut mit ihnen klar. Angebote von deutschen Teams gab es in den letzten Jahren aber nicht, da ich meinen Vertrag bei Lotto immer recht früh verlängert habe. Wenn mein Vertrag 2008 ausläuft und ich noch ein Jahr dranhänge, dann wäre Deutschland mit Sicherheit sehr interessant.

Mit Robbie McEwen sprach Christoph Adamietz

Weitere Radsportnachrichten

26.05.2024Highlight-Video der 21. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Wiebes sprintet auf ´The Mall´ souverän zum Hattrick

(rsn) - Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat bei der RideLondon Classique (2.WWT) den Hattrick geschafft. Die 25-jährige Niederländerin gewann auch die abschließende 3. Etappe, die über acht Ru

26.05.2024Pogacar: “Das Rosa Trikot ist eine verrückte Erfahrung“

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Borresch in Köln Bergkönig, Theiler touchiert Rollatorfahrerin

(rsn) – Die deutschen Kontinental-Teams haben beim Heimspiel Rund um Köln (1.1) ein Top-Ergebnis verpasst, sich dafür aber in der ersten Rennhälfte offensiv gezeigt. Mit Julian Borresch (Rembe S

26.05.2024Merlier holt sich in Rom vor Milan seinen dritten Etappensieg

(rsn) – Der schnellste Sprint-Gladiator auf der Schlussetappe des 107. Giro d´Italia war Tim Merlier (Soudal – Quick Step). Der Belgier verwies nach 125 Kilometern in Rom auf der Zielgeraden am K

26.05.2024Van Uden überrascht am Rheinauhafen Girmay und Ackermann

(rsn) – Casper van Uden (dsm-firmenich – PostNL) hat die 106. Ausgabe von Rund um Köln (1.1) gewonnen. Der 22-jährige Niederländer verwies über 194,8 Kilometern mit Start und Ziel in der rhein

26.05.2024Kristoff gelingt in Stavanger der Hattrick, Meeus Zweiter

(rsn) – Zum dritten Mal in Folge hat sich Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in Stavanger die Schlussetappe der Tour of Norway (2.Pro) gesichert. Der 36-jährige Norweger siegte auf dem Rundkurs na

26.05.2024Bettiol feiert Gesamtsieg, Retailleau holt Schlussetappe

(rsn) – Zum Gesamtsieg durch Benoit Cosnefroy hat es bei der Boucles de la Mayenne (2.Pro) nicht mehr gereicht. Dafür hat die heimische Equipe Decathlon – AG2R La Mondiale am letzten Tag der Rund

26.05.2024Bora trotz umgestelltem Team im GC erfolgreicher als auf Etappen

(rsn) – Aller Voraussicht nach wird Daniel Felipe Martinez am Sonntagabend in Rom den Giro d´Italia auf dem zweiten Gesamtrang beenden. Den erhofften Etappensieg hat Bora – hansgrohe bei der 107.

26.05.2024Geschke krönte seinen starken Giro am Monte Grappa

(rsn) – Während der eine ´Oldie´ aus Wales, der Waliser Geraint Thomas (Ineos Grenadiers), an seinem 38. Geburtstag das Podium beim Giro d´Italia klar gemacht hat, konnte auch der um zwei Monate

26.05.2024Schaulaufen und Sprint Royal in der Ewigen Stadt

(rsn / ProCycling) – Der Schlussakkord der ersten Grand Tour des Jahres erfolgt in Rom. Vom Stadtviertel E.U.R. aus führt die Strecke zum am Meer gelegenen Ostia, von wo es links herum auf derselbe

26.05.2024Geburtstagskind Thomas leidet, rettet aber routiniert den Podestplatz

(rsn) – Einen Moment lang sah es gar nicht gut aus für das Geburtstagskind. Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) konnte gut 37 Kilometer vor dem Ziel der 20. Etappe beim Giro d´Italia und sieben Kilo

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Boucles de la Mayenne - (2.Pro, FRA)
  • Tour of Norway (2.Pro, NOR)